Nutrigenetik: Wie Gene eine personalisierte Ernährung ermöglichen

Eine Waage, halbe Zitrone, Karotten, ein Maßband und Hanteln stehen für Nutrigenetik, die personalisierte Ernährung ermöglicht.
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Veröffentlicht: 05/09/2025
Zuletzt aktualisiert: 05/09/2025

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Eine „one size fits all“-Diät gibt es nicht, denn jeder Körper reagiert ganz individuell auf Nährstoffe. Unsere Gene bestimmen, wie wir Nahrung verarbeiten, Energie verwerten, Nährstoffe aufnehmen, zu- oder abnehmen und wie wir gesund bleiben.

In diesem Artikel zu DNA und Lebensweise erfahren Sie, wie die Genetik eine personalisierte Ernährung ermöglicht. Mit dem Wissen um Genvarianten können Sie sich optimal ernähren, Ihr Gewicht besser kontrollieren und nachvollziehen, wie genetische Aktivitäten die Nährstoffaufnahme und -verträglichkeit steuern.

Was ist eine personalisierte Ernährung auf einen Blick?

  • DNA-Grundlagen: Gene beeinflussen die Nährstoffaufnahme, den Stoffwechsel und Energieverbrauch. Auch das Gewicht, der Appetit und der Blutzucker werden zum Teil durch genetische Faktoren gesteuert.
  • Anwendung: Weil es verschiedene Genvarianten gibt, kann sich dieselbe Ernährung bei jedem Menschen unterschiedlich auswirken. Wer seinen genetischen Bauplan kennt, kann seine Ernährung optimieren und gesund bleiben.
  • Forschungsstand: Das Wissen um Gene und Ernährung ist noch lückenhaft. Deshalb ist es ratsam, auch auf Untersuchungswerte wie Cholesterin, den Blutdruck oder Stoffwechselmarker einzubeziehen.

Was ist Nutrigenetik?

Die Nutrigenetik ist ein spannendes Forschungsfeld der modernen Ernährungswissenschaft. Es untersucht, wie unsere DNA bestimmt, wie unser Körper auf Lebensmittel und einzelne Nährstoffe reagiert. Kleine Unterschiede im Genmaterial, sogenannte Genvariationen, beeinflussen zum Beispiel, wie effizient wir Vitamine aufnehmen, wie schnell wir Kalorien verbrennen oder wie empfindlich wir auf bestimmte Bestandteile der Nahrung reagieren. So erklärt Nutrigenetik, warum ein Mensch mit einer bestimmten Ernährungsweise abnehmen kann, während jemand anders mit derselben Vorgehensweise stagniert oder sogar zunimmt.

Die Forschung an der Nutrigenetik und Nutrigenomik besteht seit etwa 20 Jahren und ist noch lange nicht abgeschlossen. Laut der einer Arbeitsgruppe der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) und ihrem Paper Genetics and Epigenetics in Personalized Nutrition bietet sie jedoch die Möglichkeit, personalisierte Ernährung als Zukunftsmodell jedem zugänglich zu machen. Dazu seien noch mehr phänotypischen Messungen sowie Instrumente nötig, die Menschen mithilfe von Apps oder künstlicher Intelligenz einfach nutzen können. Sie forscht auch am Mikrobiom.

Warum kann die DNA für eine gesunde Ernährung entscheidend sein?

Mithilfe der Nutrigenetik kann die Ernährung persönlich auf die Bedürfnisse eines Menschen zugeschnitten werden. Allgemeine Ernährungsempfehlungen schlagen oft vor, weniger Zucker oder mehr Gemüse zu essen, aber die Empfehlungen sind nicht für alle sinnvoll. Hier kann eine Genanalyse auf individuelle Bedürfnisse eingehen. Denn wer weiß, wie die eigenen Gene den Stoffwechsel, das Hungergefühl oder die Nährstoffverwertung beeinflussen, kann sich anhand personalisierter Tipps ernähren​ und so optimal Krankheiten vorbeugen oder genetisch bedingtem Übergewicht entgegenwirken.

Wie beeinflussen Gene die Ernährung und den Stoffwechsel?

Nahrung wird von jedem unterschiedlich verarbeitet. Dabei beeinflusst die DNA, wie gut wir Kohlenhydrate, Proteine und Fette verdauen und ob wir diese Energie speichern oder verbrennen. Manche Menschen können Kohlenhydrate besonders schnell verwerten und haben daher stärkere Blutzuckerschwankungen. Andere bauen Kohlenhydrate langsamer ab. Genauso gibt es Genvariationen, die eine schnellere oder langsamere Fettverbrennung begünstigen. Manche Menschen merken kaum, wie viel sie essen, während andere früh satt sind. Auch das ist genetisch geprägt.

Diese Unterschiede belegen, dass Ernährungsberatung und Abnehmen nicht mit einem Standardkonzept funktionieren können. Eine personalisierte Ernährung auf Grundlage der Genetik und anderen Messwerten wie Blutwerten bietet daher Chancen, Krankheiten vorzubeugen und langfristig gesund zu leben.

Welche Gene beeinflussen die Aufnahme von Vitaminen und Mineralstoffen?

Bei einigen Genen ist bereits nachgewiesen, dass sie in Verbindung damit stehen, wie unser Körper wichtige Mikronährstoffe verwertet. Bestimmte Varianten können dazu führen, dass Vitamine besser oder schlechter genutzt werden. Hier sind einige Beispiele:

GenEinfluss auf die Nährstoffaufnahme
MTHFREs ermöglicht die Verwertung von Folat (Vitamin B9). Manche Varianten erfordern eine höhere Zufuhr, besonders während der Schwangerschaft.
CUBNDie Variante unterstützt die Aufnahme von Vitamin B12 aus der Nahrung. Manche Mutationen erhöhen das Risiko für einen Vitamin-B12-Mangel trotz einer ausreichenden Zufuhr.
GCEs steuert, wie Vitamin D im Körper transportiert wird. Bei bestimmten Varianten erhöht sich möglicherweise der Bedarf an Sonnenlicht oder Nahrungsergänzungsmitteln.
SLC23A1Es beeinflusst, wie Vitamin C in die Zellen gelangt. Bestimmte Ernährungstypen brauchen womöglich mehr Obst und Gemüse in der Ernährung.

Welche Gene sind an der Verarbeitung von Makronährstoffen beteiligt?

Auch bei Fetten und Kohlenhydraten zeigt sich: Der Stoffwechsel ist genetisch individuell. Manche Menschen verbrennen Fett und Kohlenhydrate effizient, andere hingegen neigen dazu, es als überschüssige Energie zu speichern. Die Forschung hat einige Schlüsselgene identifizieren können, darunter:

GenEinfluss auf den Fettstoffwechsel
FADS1/FADS2Die Gene kontrollieren, wie pflanzliche Omega-3-Fettsäuren in die aktive Form umgewandelt werden.
PPARAEs beeinflusst die Fettverbrennung und bestimmt, wie gut eine Person mit Ernährungsweisen und Diäten (beispielsweise der ketogenen Ernährung) zurechtkommt.
SLC2A2Die Variante reguliert den Zuckertransport in die Körperzellen und beeinflusst, wie der Organismus auf kohlenhydratreiche Kost und Zucker reagiert.

Welche Rolle spielen Genvarianten für Gewicht, Appetit und Blutzucker?

Abnehmen, Sättigung und Essverhalten sind keine reinen Willensfragen, sondern werden auch von den Genen bestimmt. Sie können erklären, warum manche Menschen schneller an Gewicht zunehmen, größere Portionen essen oder mehr Probleme mit Kohlenhydraten haben als andere. Hiermit stehen diese Gene in Verbindung:

GenEinfluss
FTODas Gen beeinflusst den Appetit. Personen mit bestimmten Varianten verspüren möglicherweise mehr Hunger und neigen zu Snacks, wodurch die Gewichtskontrolle für sie schwieriger wird.
APOA2Das Gen beeinflusst, wie der Körper auf gesättigte Fette reagiert. Einige Varianten stehen im Zusammenhang mit einem höheren Gewicht, Cholesterinspiegel und einem erhöhten Risiko für Fettleibigkeit oder Herzerkrankungen, wenn sie viele gesättigten Fettsäuren essen.
TFAP2BEs steht im Zusammenhang damit, wie der Körper Fett speichert. So sind einige Menschen bei einer kalorienreicher Ernährung anfälliger für die Gewichtszunahme.
TCF7L2Das Gen hat einen Einfluss auf die Blutzuckerkontrolle und die Insulinreaktion. Bestimmte Varianten erhöhen das Risiko für Diabetes Typ 2 und können die Reaktion von Menschen auf kohlenhydratreiche Ernährung verändern.
MTNR1BEs reguliert den Blutzucker und erhöht das Diabetes-Risiko.

Wie lässt sich persönliche Ernährung im Alltag praktisch nutzen?

Eine Genanalyse mit personalisierten Ernährungsempfehlungen macht es leichter, täglich gute Entscheidungen über das Essen zu treffen, um den Bedürfnissen des Körpers nachzukommen. Beim derzeitigen Forschungsstand ist es sinnvoll, neben einer DNA-Analyse auch andere biologische Marker zu messen. Hierzu gehören Werte des Mikrobioms, Metaboliten (Stoffe, die wichtig für Körperfunktionen sind), Blutzuckerwerte, Blutfette, Blutdruck sowie Cholesterin und Umweltfaktoren. So haben Sie ein abgerundetes Bild für folgende Nahrungsfragen:

  • Essensplanung: Sie können gezielt die Lebensmittel auswählen, die Ihr Körper gut verträgt und korrekt nutzt.
  • Nährstoffbedarf: Sie bestimmen Ihren individuellen Bedarf an Vitaminen oder Mineralstoffen. Wenn Ihr Metabolismus beispielsweise Vitamin D schlechter speichert, können Sie aktiv nachhelfen.
  • Nahrungsmittelunverträglichkeiten: Wer weiß, dass er auf Laktose oder Koffein empfindlicher reagiert, kann darauf achten und Beschwerden vermeiden.
  • Gewichtsmanagement: Je nach Stoffwechseltyp und Insulinsensitivität können Sie die Ernährung so umstellen, dass sie Risiken vermeiden.

Die Nutrigenetik eröffnet neue Wege für eine gesunde Ernährung, die für mehr Wohlbefinden sorgt – persönlich, wissenschaftlich fundiert und zukunftsorientiert. Tipps für eine personalisierte Ernährung bei erhöhten Leberwerten oder Auffälligkeiten gibt Ihnen auch der Leber-Test.

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