Kardiovaskuläre Erkrankungen: Wie können Gentests bei der Vorbeugung helfen?


Veröffentlicht: 15/09/2025
Zuletzt aktualisiert: 16/09/2025
Kardiovaskuläre Erkrankungen – also Erkankungen des Herz-Kreislauf-Systems – zählen weltweit zu den häufigsten Ursachen für schwerwiegende Krankheiten. Laut Cardiovascular Diseases der Weltgesundheitsorganisation WHO machen sie weltweit etwa 32 Prozent aller Todesfälle aus. Auch wenn eine gesunde Lebensweise das Risiko zu erkranken maßgeblich senken kann, spielen die Gene ebenfalls eine bedeutende Rolle. Familiäre Dispositionen können das Krankheitsrisiko bereits in jungen Jahren erhöhen. Mit modernen genetischen Tests lässt sich eine mögliche Anfälligkeit für kardiovaskuläre Erkrankungen frühzeitig erkennen und gezielt reduzieren.
In diesem Artikel erfahren Sie, was kardiovaskuläre Erkrankungen sind, wie Sie ihnen vorbeugen und wie genetische Untersuchungen helfen können, erblich bedingte Risiken rechtzeitig zu erkennen.
Was sollten Sie zu kardiovaskulären Erkrankungen wissen?
- Ursachen: Die Herzgesundheit hängt von Lebensstil, Alter und genetischen Faktoren ab.
- Bedeutung der Genetik: DNA-Analysen und können mögliche Risiken frühzeitig erkennen und helfen. Mithilfe weiterer Untersuchungen und Beratungen können Sie einem kardiovaskulären Ereignis besser entgegensteuern.
- Maßnahmen: Gesunden Gewohnheiten, regelmäßigen Check-ups und eine persönliche Betreuung können das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen deutlich senken oder deren Beginn verzögern.
Was sind kardiovaskuläre Erkrankungen?
Unter Herzkreislauferkrankungen versteht man Krankheiten, die Herz und Gefäße betreffen. Sie sind eine der häufigsten Todesursachen: Laut den Infos zu Herzkrankheiten der Deutschen Herzstiftung sterben jährlich 207.000 Menschen in Deutschland an einer Herzkrankheit. Sie entwickeln sich oft unbemerkt über viele Jahre. Zu den wichtigsten kardiovaskulären Erkrankungen zählen:
- Koronare Herzkrankheit (KHK): Eine Verengung der Gefäße führt zu vermindertem Blutfluss durch das Herz.
- Herzinfarkt: Ein plötzlicher Verschluss der Arterien sorgt für einen Sauerstoffmangel und einen Schaden am Herzmuskel.
- Herzinsuffizienz: Bei dieser Erkrankung kann das Herz nicht genügend Blut in den Kreislauf pumpen, um den Körper zu versorgen.
- Ischämische Herzkrankheit: Die Durchblutungsstörung des Herzens kommt oft durch eine Verengung der Herzkranzgefäße (Arteriosklerose) zustande. Anfallsartig auftretende Brustschmerzen (Angina pectoris) oder Atemnot sind Symptome.
- Kardiomyopathie: Eine Erkrankung des Herzmuskels, die zu Herzschwäche führen kann.
- Herzrhythmusstörungen: Arrhythmien sorgen für einen unregelmäßigen Herzschlag.
- Bluthochdruck: Dauerhaft erhöhter Blutdruck belastet das Herz-Kreislauf-System.
- Schlaganfall: Eine Blockade oder ein Riss unterbricht den Blutfluss im Gehirn.
- Periphere arterielle Verschlusskrankheit (PAVK): Verengung der Arterien in den Armen oder Beinen beeinträchtigen hierbei die Durchblutung.
Welche Risikofaktoren für Herzkrankheiten gibt es?
Kardiovaskuläre Erkrankungen entstehen durch ein Zusammenspiel aus dem Lebensstil, Vorerkrankungen und dem natürlichen Alterungsprozess. Zu den wichtigsten Risikofaktoren gehören:
- Ungesunde Ernährung: Zu viel Fett, Zucker oder Salz können sich u. a. auf den Blutdruck und den Cholesterinspiegel auswirken.
- Bewegungsmangel: Wer sich wenig bewegt und überwiegend sitzt, fördert möglicherweise Bluthochdruck und Übergewicht.
- Rauchen und Alkohol: Beide Gewohnheiten schädigen die Gefäßwände und erhöhen das Risiko für einen Herzinfarkt.
- Bluthochdruck und Typ 1 / Typ 2 Diabetes: Das Herz arbeitet stärker und schädigt möglicherweise die Gefäße.
- Übergewicht: Es fördert einen erhöhten Blutdruck, verschlechtert Cholesterin Werte und erhöht das Risiko für Diabetes.
- Hohe Cholesterinwerte: Es begünstigt Ablagerungen in den Herzkranzgefäßen, sodass sich Arterien verengen und der Blutfluss eingeschränkt wird.
- Alter und Geschlecht: Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko zu erkranken. Männer sind häufiger betroffen als Frauen.
- Chronischer Stress und Schlafmangel: Wenn das Herz nicht zur Ruhe kommt, kann sich der Blutdruck erhöhen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen hervorrufen.
Wie beeinflusst die Genetik das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen?
Ihre DNA beeinflusst, wie Ihr Herz und Ihre Blutgefäße funktionieren – und bestimmt damit auch das individuelle Risiko. Mutationen oder Veränderungen im Erbgut können Herz-Kreislauf-Erkrankungen ebenfalls begünstigen, auch wenn Sie ansonsten keine Risikofaktoren in Ihrer Lebensweise zeigen.
Familiär bedingte Risikofaktoren sind beispielsweise erblich bedingte hohe Cholesterinwerte, Anfälligkeit für Bluthochdruck oder Störungen des Herzrhythmus, die zu einem vorzeitigen Herzinfarkt führen können. Trotzdem heißen Risikogene nicht, dass Sie an einer kardiovaskuläre Krankheit erkranken. Mit einem gesunden Lebensstil und einer geeigneten Therapie können Sie die genetische Veranlagung beeinflussen.
Welche erblichen Herz-Kreislauf-Erkrankungen gibt es?
Zu den häufigen Erbrankheiten oder vererbbare Konditionen, die zu Herzkrankheiten führen können, gehören:
- Familiäre Hypercholesterinämie: Bereits im Kindesalter sind stark erhöhte Cholesterinwerte ein Risikofaktor für frühe Herzinfarkte.
- Genetische Kardiomyopathien: Die dilatative oder hypertrophe Kardiomyopathie wirkt sich auf die Flexibilität des Herzmuskels aus – aber das Herz kann auch vergrößert sein.
- Erbliche Rhythmusstörungen: Dazu gehören zum Beispiel das Long-QT-Syndrom oder das Brugada-Syndrom.
Was können Sie tun, um Herzerkrankungen vorzubeugen?
Auch wenn Sie ein hohes genetisches Risiko haben, können Sie aktiv dazu beitragen, kardiovaskuläre Erkrankungen zu verhindern. Zu den wichtigsten Maßnahmen zählen gesunde Gewohnheiten, eine medizinische Vorsorge und die Einschätzung Ihrer genetischen Prädisposition. Beginnen Sie frühzeitig und setzen Sie für eine bessere Gesundheit auf folgende Alltagsgewohnheiten:
- Essen Sie ausgewogen: Viel Obst, Gemüse, Vollkornprodukte und fettarme Proteinquellen helfen, den Cholesterinspiegel und Blutdruck zu senken.
- Bleiben Sie aktiv: Versuchen Sie, sich mindestens 150 Minuten pro Woche moderat körperlich zu bewegen – das empfiehlt die WHO. Das hält das Herz und die Gefäße fit.
- Hören Sie mit Rauchen und Alkohol auf: So schützt Sie Ihr Herz-Kreislauf System, weil diese Substanzen es nicht mehr belasten.
- Gehen Sie zu Kontrolluntersuchungen: Regelmäßige Untersuchungen des Blutdrucks, Cholesterins und des Blutzuckers helfen, Probleme früh zu entdecken.
- Erwägen Sie vorbeugende Medizin: Wenn Sie ein genetisch hohes Risiko haben, klären Sie mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin, ob Medikamente wie Statine hilfreich sind.
Wie funktioniert die genetische Diagnostik bei kardiovaskulären Erkrankungen?
Genanalysen können das persönliche Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen bereits frühzeitig einschätzen. Dabei wird eine Blut- oder Speichelprobe im Labor auf genetische Veränderungen oder Mutationen untersucht, die Probleme im Herzkreislauf System auslösen können. Es gibt verschiedene DNA-Tests, um die Ursachen ausfindig zu machen:
- Diagnostische Tests: Wenn bereits Symptome vorliegen, unterstützen diese Tests Ärzte dabei, die genaue Ursache finden.
- Prädiktive Tests: Sie können Anfälligkeiten für kardiovaskuläre Erkrankungen bei gesunden Menschen berechnen.
- Trägertests: Sie zeigen, ob eine genetisch bedingte Krankheit an Kinder vererbt werden kann.
Welche Rolle spielt die genetische Beratung?
Vor und nach einem DNA-Test hilft Ihnen eine gezielte Beratung, die Ergebnisse aus Sicht der Genetik und Medizin richtig zu verstehen. Die Beratung klärt, welche Risiken bestehen, was die Testergebnisse bedeuten und wie Sie und Ihre Familie die Informationen nutzen können. Sie erhalten zudem Empfehlungen zu den nächsten Schritten, zu vorbeugenden Maßnahmen, weiteren Untersuchungen der Kardiologie oder zu einer individuell angepassten Therapie.
Welche Gene werden bei kardiovaskulären Erkrankungen getestet?
Moderne Testverfahren können mithilfe von Multigen-Panels heute viele Gene gleichzeitig untersuchen und mögliche Risikofaktoren für kardiovaskuläre Erkrankungen sichtbar machen. Häufig getestet werden u. a. folgende Gene:
Kardiovaskuläre Erkrankung | in Verbindung stehende Gene | Bedeutung der Analyse |
Familiäre Hypercholesterinämie | LDLR, APOB, PCSK9 | Die Untersuchung dieser Gene kann eine Diagnose bestätigen oder gefährdete Familienmitglieder identifizieren. |
Hypertrophe Kardiomyopathie | MYH7, MYBPC3, TNNT2, TNNI3 | Ein Test kann eine Veranlagung für einen verdickten Herzmuskel und mögliche Arrhythmien aufzeigen. |
Dilatative Kardiomyopathie | TTN, LMNA, TNNT2, DSP | Gentests helfen dabei, Varianten zu erkennen, die den Herzmuskel schwächen und zu Herzinsuffizienz führen können. |
Herzrhythmusstörungen | KCNQ1, KCNH2, SCN5A, CACNA1C | Die Tests identifizieren Mutationen, die elektrische Signale stören und das Risiko für Herzrhythmusstörungen erhöhen. |
Angeborene Herzfehler | NKX2-5, GATA4, NOTCH1 | Gezielte Tests können Mutationen erkennen, die die Herzentwicklung beeinträchtigen – insbesondere in Familien mit einer Vorgeschichte von Herzfehlern. |
Je nach Ergebnis können gezielte Prävention und Therapien mit dem Arzt oder der Ärztin besprochen werden.
Was sind die Vorteile genetischer Tests bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen?
Ein genetischer Test kann Ihnen und Ihrer Familie helfen, Risiken früh zu erkennen und rechtzeitig zu handeln. Die wichtigsten Vorteile:
- Entdecken Sie Risikofaktoren frühzeitig: Sie kennen Ihre Anfälligkeit für kardiovaskuläre erkrankungen, noch bevor Beschwerden auftreten – und haben Zeit für eine gezielte Prävention.
- Verstehen Sie Ihre Herzgesundheit: Sie erhalten eine Einschätzung des eigenen kardiovaskulären Risikos, unabhängig von klassischen Risikorechnern.
- Erstellen Sie einen Plan: Sie können individuelle Maßnahmen zur Vorbeugung einleiten, z. B. Ihre Ernährung umstellen, Medikamenten nehmen oder Kontrolluntersuchungen wahrnehmen.
- Schützen Sie Ihre Familie: Auch Ihre Verwandten können prüfen lassen, ob sie erblich vorbelastet sind.
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