Warum und wann bekommen wir graue Haare?

Eine junge Frau sucht mit einem Spiegel erste graue Haare.
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Veröffentlicht: 09/09/2025
Zuletzt aktualisiert: 09/09/2025

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Die ersten grauen Haare kommen meist überraschend. Manche Menschen entdecken sie schon im jungen Alter, andere erst später im Leben. Beim Ergrauen der Haare stellt sich den meisten die Frage: Warum werden Haare eigentlich grau, und warum trifft es jeden zu einer anderen Zeit? In diesem Artikel erfahren Sie, wie Haarfarbe entsteht, warum Haare grau werden und inwiefern sich DNA und Lebensweise das sich auf graues Haar auswirken.

Was ist das Wichtigste zu grauen Haaren im Überblick?

  • Grundlage: Das Pigment Melanin verleiht jedem Haar seine individuelle Farbe.
  • Ursache des Ergrauens: Im Laufe des Lebens bilden die Farbzellen (Melanozyten) immer weniger Pigment und die Haare werden grau.
  • Gene: Die Vererbung entscheidet maßgeblich, wann und wie schnell graue Haare entstehen. Umwelt, Ernährung und einige Erkrankungen können früh graue Haare begünstigen.

Wie bekommen Haare ihre Farbe?

Die Haarfarbe entsteht durch das Pigment Melanin, das auch für die Farbe von Haut und Augen verantwortlich ist. Es wird von Melanozyten produziert. Das sind spezialisierte Zellen in jedem Haarfollikel. Beim Wachstum lagern sie Melanin in jedes Haar ein und geben ihm so die Farbe. Es gibt zwei Arten des Melanins:

  • Eumelanin sorgt für dunkle Töne wie Braun und Schwarz.
  • Phäomelanin erzeugt hellere Farbtöne wie rötlich und gelblich.

Die individuelle Haarfarbe eines jeden entsteht durch das Mischungsverhältnis der beiden Pigmente. Viel Eumelanin ergibt dunkles Haar, während wenig davon oder viel Phäomelanin z. B. blonde oder rote Haare verursacht – bei Kopfhaaren wie bei Barthaaren.

Wie kommt es zum Ergrauen der Haare?

Haare werden grau, wenn die Melanozyten nach und nach weniger Melanin herstellen. Das neue Haar wächst so zuerst heller, dann grau oder sogar weiß nach. Dieser Prozess ist Teil des biologischen Alterns und beginnt bei den meisten Menschen zwischen dem 30. und 40. Lebensjahr. Wann genau die Haare grau werden, ist jedoch unterschiedlich.

Ohne Pigment lagern sich zudem kleine Luftbläschen im Haarschaft ein. Das Licht wird hier anders reflektiert, sodass Haare farblos und grau erscheinen, auch wenn sie in Wahrheit eigentlich weiß sind.

Welche Rolle spielt oxidativer Stress beim Ergrauen?

Oxidativer Stress entsteht, wenn sogenannte freie Radikale die Zellen angreifen. Sie sind aggressive Sauerstoffmoleküle. Melanozyten sind besonders empfindlich für diese Art von Stress, der mit zunehmendem Alter und durch äußere Einflüsse wie Rauchen oder ungesunde Ernährung zunimmt. Mit der Zeit kann oxidativer Stress die Pigmentzellen schädigen und das Ergrauen beschleunigen.

Welche Rolle spielt Wasserstoffperoxid bei grauen Haaren?

Das körpereigene Enzym Katalase baut normalerweise Wasserstoffperoxid ab. Mit dem Alter sinkt die Aktivität dieses Enzyms, Wasserstoffperoxid sammelt sich im Haar an und baut Melanin ab. Das Haar wird in der Folge von innen heraus gebleicht und erscheint grau oder weiß.

Ab wann beginnen die Haare zu ergrauen?

Vor allem die Gene geben vor, wann und wie schnell Haare grau werden. Wer früh graue Haare bei Eltern oder Großeltern beobachtet hat, ergrauen selbst oft auch früher. Bei den meisten Menschen beginnen sich Haare zwischen dem 30 und 40. Lebensjahr zu färben. Dabei gibt es ethnische Unterschiede. Der Artikel Hair Aging in Different Races and Ethnicities zog aus 69 Studien folgende Schlüsse:

  • Menschen europäischer oder kaukasischer Abstammung bekommen im Schnitt ab Mitte 30 graue Haare.
  • Bei Asiatinnen und Asiaten tritt das Ergauen eher Ende der 30-er Jahre auf.
  • Menschen afrikanischer Herkunft entwickeln oft erst ab Mitte 40 graue Haare.

Zur Geschlechterforschung gibt es bisher nur wenige Studien. Aus der Untersuchung Hair graying pattern depends on gender, onset age and smoking habits aus Südkorea geht hervor, dass Frauen im Schnitt 42,4 Jahre alt sind, wenn sie die ersten Haare entdecken. Männer​ finden sie im Schnitt schon mit 40,8 Jahren. Dass ein Mann früher ergraut, bestätigte auch eine Studie von L’Oreal. Es zeigt sich auch, dass Männer zunächst an den Schläfen einzelne graue Haare entwickeln, während die Färbung bei Frauen eher gleichmäßig ist.

Auch wenn diese Zahlen eine allgemeine Orientierung bieten, kann jeder individuell zu einem anderen Zeitpunkt graue Haare bekommen. Bei manchen Menschen beginnt die Färbung schon plötzlich in ihren 20ern. 

Welche Gene beeinflussen die Graufärbung?

Zwar können viele Faktoren beeinflussen, wann Ihr Haar grau wird, doch die Genetik der entscheidende Einflussfaktor. Die Familiengeschichte gibt oft einen guten Hinweis darauf, wann sich die ersten grauen Strähnen zeigen. Bestimmte Gene regulieren nämlich die Aktivität der Melanozyten, die Ihrem Haar Melanin zuführen. Es gibt mehrere Gene, die im Zusammenhang mit dem Ergrauen der Haare stehen, darunter:

GenEinfluss auf graues Haar
KIF1AReguliert Nährstofftransport und steht mit der Pigmentierung im Zusammenhang.
MROH2AIst ein starker genetischer Hinweis für frühe graue Haare.
NSMCE1Unterstützt die Reparatur von DNA und wie lange die Pigmentzellen gesund und aktiv bleiben.
PRDM8Steuert die Entwicklung und Unterscheidung der Melanozyten.
IRF4Reguliert die Melaninproduktion und beeinflusst Haar- und Hautfarbe.

Welche weiteren Ursachen gibt es für das Ergrauen?

Auch wenn die Vererbung​ den grundlegenden Zeitplan für den Beginn des Ergrauens festlegen, können äußere Einflüsse diesen Prozess beschleunigen. Die folgenden Faktoren setzen sich nicht vollständig über Ihre DNA hinweg, können jedoch dazu führen, dass Kopf- und Barthaare​ die ersten grauen Strähnen früher als erwartet zeigen.

  • Chronischer Stress: Kann die Pigmentproduktion eindämmen. So entstehen graue Haare durch Stress.
  • Übergewicht: Es kann zu Entzündungen und oxidativen Stress verursachen, was das Ergrauen beschleunigt.
  • Bewegungsmangel: Bewegungsmangel kann die Durchblutung, die allgemeine Zellgesundheit und möglicherweise die Funktion der Melanozyten beeinträchtigen.
  • Rauchen: Studien zeigen immer wieder, dass Nikotin und Giftstoffe den Haarfollikel und Pigmentzellen schaden, sodass Raucher früher graue Haare bekommen.
  • Erkrankungen: Schilddrüsen-, Autoimmunerkrankungen oder chronische Krankheiten können die Melanozyten beeinflussen.
  • Nährstoffmangel: Geringe Mengen bestimmter Nährstoffe wie Vitamin B12, Vitamin D, Eisen, Kupfer oder Folsäure können die Pigmentbildung stören.

Kann graues Haar wieder verschwinden?

Es gibt Hinweise darauf, dass die natürliche Haarpigmentierung zurückkehrt, sobald die Ursachen für ein vorzeitiges Ergrauen beseitigt sind. Einer Untersuchung der Columbia University zufolge hat sich bei Probanden, bei denen sich die Haare unter Stress grau färbten, eine Rückkehr der Pigmente gezeigt, nachdem sie sich erholt haben. Allerdings verschwanden die grauen Haare nur bei Teilnehmern unter 39 Jahren. Bei Älteren wird angenommen, dass der Stress den Übergang zum grauen Haar dauerhaft macht. Zwar haben an der Studie nur 14 Probandinnen teilgenommen, doch die Ergebnisse könnten zukunftsweisend für mögliche Therapien sein.

Fazit: Die Umwelt spielt eine Rolle beim Ergrauen

Graue Haare sind ein natürlicher Teil des Alterns. Sie werden durch die DNA bestimmt, doch auch der Lebensstil und die Gesundheit haben Auswirkungen auf den Vorgang. Eine geringe Melanozytenaktvität wird neben spezifischen Genvarianten auch durch Stress, einem Mangel an Nährstoffen, Erkrankungen oder oxidativen Stress beeinflusst. Das Ergrauen der Haare ist also eine ganz persönliche Kombination aus Genen und Umweltfaktoren.

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