Ist Übergewicht genetisch bedingt? Adipositas, Gene und andere Ursachen


Veröffentlicht: 03/09/2025
Zuletzt aktualisiert: 04/09/2025
Wenn das Abnehmen trotz gesunder Ernährung und Bewegung schwerfällt, fragen sich viele Menschen, ob Übergewicht genetische Ursachen haben kann. In diesem Artikel erfahren Sie, wie die Vererbung von Genen den Stoffwechsel beeinflussen kann, was die aktuelle Studienlage sagt und wie Sie Ihr Gewicht trotz einer genetischen Veranlagung für Übergewicht beeinflussen können.
Was ist das Wichtigste zur Genetik und Übergewicht im Überblick?
- Einflussfaktoren: Wie leicht wir überschüssige Kilogramm ansetzen, wird epigenetisch durch die DNA und die Lebensweise bestimmt.
- Erbgut: Bestimmte Gene beeinflussen das Sättigungsgefühl, die Fettverwertung sowie den Energieverbrauch und können das Risiko für Übergewicht erhöhen.
- Vorbeugen: Mit einem aktiven, bewussten Lebensstil lässt sich die genetische Veranlagung deutlich ausgleichen.
Was sind die Ursachen von Adipositas und Übergewicht?
Übergewicht entsteht meist dann, wenn dem Körper über längere Zeit mehr Energie in Form von Kalorien zugeführt wird, als er verbraucht. Die überschüssige Energie wird als Fett eingelagert, was auf Dauer zu Gewichtszunahme und sogar zur Fettleibigkeit führen kann. Bei Menschen mit einem langsamen Stoffwechsel machen sich die zusätzlichen Kilos schneller bemerkbar, weil der Körper weniger Kalorien verbrennt und schneller Fett speichert. Männer und Frauen mit einer genetischen Veranlagung sind zudem besonders anfällig für Übergewicht.
Wie beeinflusst die DNA unser Gewicht?
Die Genetik spielt eine große Rolle für die Regulierung von Gewicht und Körperfett. Bestimmte Genvarianten beeinflussen das Sättigungsgefühl, die Fettverwertung und wie effizient der Körper Nahrung in Energie umwandelt. Manche Menschen verbrennen Kalorien genetisch bedingt schneller, andere speichern leichter Fett. Vor allem Umweltfaktoren wirken sich auf die Aktivität der Gene aus und bestimmen mit, ob die Prädisposition eintritt.
Die Erbanlage beeinflusst jedoch nicht nur den Energieumsatz, sondern auch Hunger, Appetit und Vorlieben. Bestimmte Mutationen im MC4R-Rezeptor oder anderen Genen können das Risiko für Übergewicht deutlich steigern.
Welche anderen Faktoren verursachen Übergewicht?
Für Gewichtsprobleme sind nicht allein die Gene verantwortlich, denn sie haben viele Ursachen. Auch das Alter, die Muskelmasse, Hormone und der Lebensstil prägen das Körpergewicht. Sport beispielsweise baut Muskeln auf, die mehr Kalorien als Fett verbrennen. Regelmäßige körperliche Aktivität und eine ausgewogene Ernährung mit Proteinen, Ballaststoffen und gesunden Fetten kurbeln ebenfalls den Stoffwechsel an. So können Sie außerdem den Appetit regulieren und den Blutzuckerspiegel stabilisieren.
Schlaf und Stress spielen ebenfalls eine wichtige Rolle. Schlechter Schlaf kann den Hormonhaushalt durcheinander bringen und Heißhunger auf kalorienreiche Lebensmittel auslösen. Chronischer Stress erhöht zudem den Cortisolspiegel, was die Fettspeicherung fördert. Deswegen tragen ausreichende Ruhe und ein gutes Stressmanagement dazu bei, Hormone im Gleichgewicht zu halten und Faktoren für Übergewicht zu reduzieren.
Welche Gene sind mit Übergewicht und Adipositas verknüpft?
Wissenschaftler*innen konnten in den letzten Jahren mehrere neue Gene identifizieren, die das Risiko für Übergewicht erhöhen. Diese Varianten wirken jedoch immer im Zusammenspiel mit dem Lebensstil und der Umwelt. Wer diese Gene in sich trägt, wird nicht automatisch dick, aber es kann für die Betroffenen schwieriger sein, ein gesundes Gewicht zu erhalten. Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über wichtigste genetische Faktoren und wie ihre Varianten den Stoffwechsel beeinflussen.
Gen | Einfluss auf den Stoffwechsel |
---|---|
FTO (Fat mass- and obesity-associated gene) | Es wird mit einem größeren Hungergefühl und einer stärkeren Vorliebe für hochkalorische Lebensmittel in Verbindung gebracht. |
MC4R (Melanocortin-4-Rezeptor) | Der Rezeptor reguliert Hunger und Völlegefühl über Hypothalamus. Es wird mit einem höheren BMI und dem Risiko für Adipositas in Verbindung gebracht. |
PPARG (Peroxisome proliferator-activated receptor gamma) | Es beeinflusst die Fettspeicherung, Insulinsensitivität und das Gewicht. |
ADRB2 (Beta-2 adrenergic receptor) | Es steuert die Fettverbrennung und den Energieverbrauch. |
LEPR (Leptinrezeptor) | Der Rezeptor bindet Leptin, um den Appetit zu reduzieren. |
Entscheiden die Gene über mein Gewicht?
Nicht ausschließlich. Das Erbgut ist zwar die Grundlage, aber wie stark sich eine Veranlagung ausprägt, wird eher durch äußerliche Faktoren bestimmt, etwa durch den Lebensstil. Die epigenetischen Faktoren können langfristig einen Einfluss darauf haben, wie die DNA abgelesen wird und ob Risikogene „stummgeschaltet“ sind.
Die Forschung zeigt, dass Menschen mit Genen, die mit Übergewicht in Verbindung stehen, trotzdem dünn sein können. Laut You can’t outrun a bad diet sind in Bevölkerungsgruppen mit einer traditionellen Ernährung und viel Bewegung Übergewicht und Adipositas nahezu unbekannt, etwa bei den Jägern und Sammlern der Hadza in Tansania. Wer hingegen wenig Sport treibt, viel schläft oder stark verarbeitete Lebensmittel isst, spürt die Auswirkungen seiner Genvarianten meist deutlicher und trägt zur Entstehung von Adipositas bei. Die Schlafqualität, Stress und Ernährung können also einen großen Einfluss darauf haben, ob diese Gene „überschrieben“ werden.
Wie kann ich genetisch bedingtem Übergewicht entgegenwirken?
Auch wenn jemand ein erhöhtes genetisches Risiko für die Entstehung von Übergewicht hat, können gesunde Gewohnheiten im Alltag dafür sorgen, dass sich die Veranlagung nicht ausprägt. Hier finden Sie einige Tipps, mit denen sich das Gewicht beeinflussen lässt und Sie gesundheitliche Folgen vermeiden können:
- Essen Sie frische Lebensmittel essen: Unverarbeitete Nahrung wie Gemüse, mageres Protein, Vollkornprodukte und gesunde Fette fördern das Sättigungsgefühl und halten den Langzeitblutzucker stabil.
- Seien Sie aktiv: Körperliche Aktivität helfen, die Fettverbrennung zu steigern.
- Ausreichend schlafen: Ein gesunder Schlaf unterstützt die hormonelle Balance und verringert das Risiko, übergewichtig zu werden.
- Stress kontrollieren: Weniger Stress senkt das Hormon Cortisol, das Fetteinlagerung und emotionales Essen fördern kann. Hierbei helfen Entspannungsmethoden wie Mediation, Yoga oder Spaziergänge.
- Machen Sie einen Gentest: Mithilfe der genetischen Diagnostik können Sie mehr Informationen über Ihre eigene Genetik und mögliche Ursachen von Übergewicht erhalten.
Das Erbgut, die Umwelt und Lebensgewohnheiten bestimmen gemeinsam Ihr Gewicht. Genetisch für Übergewicht veranlagt zu sein heißt nicht, die Kontrolle zu verlieren, denn Sie können aktiv etwas für Ihr Wohlbefinden und Ihre Gesundheit tun.
Auch ein Herztest kann helfen, Gesundheitsrisiken frühzeitig zu erkennen. So erfahren Sie, ob sich Ihr Lebensstil möglicherweise auf Ihre Herzgesundheit auswirkt.