Schilddrüsenüberfunktion: Ursachen, Symptome, Behandlung

Eine Ärztin untersucht den Hals einer Person auf Anzeichen einer Schilddrüsenüberfunktion.
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Veröffentlicht: 13/11/2025
Zuletzt aktualisiert: 13/11/2025

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Wenn die Schilddrüse übermäßig aktiv wird, bringt das den gesamten Körper hormonell aus dem Gleichgewicht. Die Erkrankung heißt Schilddrüsenüberfunktion oder medizinisch Hyperthyreose. Sie kann sowohl Auswirkungen auf die Herzfrequenz als auch die Körpertemperatur, das Gewicht und das Energielevel haben.

Hier erfahren Sie, wie eine Schilddrüsenüberfunktion entsteht, an welchen Symptomen Sie sie erkennen, welche Rolle Ihre Gene spielen und welche Therapien es gibt. Zudem lesen Sie, mit welchen Änderungen der Lebensweise Sie Beschwerden besser in den Griff bekommen.

Was ist das Wichtigste zur Schilddrüsenüberfunktion im Überblick?

  • Bei einer Schilddrüsenüberfunktion produziert die Schilddrüse zu viele Hormone (T3 und T4).
  • Genetische Faktoren und die Familiengeschichte erhöhen das Risiko, aber auch der Lebensstil und Umweltfaktoren spielen eine Rolle.
  • Zur Behandlung können Medikamente oder operative Eingriffe vorgenommen werden. Wirksam ist auch, Lebensgewohnheiten anzupassen.
  • Ein Gentest kann helfen, eine genetische Risikokonstellation frühzeitig zu erkennen.

Was ist eine Schilddrüsenüberfunktion?

Eine Schilddrüsenüberfunktion – oder Hyperthyreose – entwickelt sich, wenn die Schilddrüse zu viele der Schilddrüsenhormone Trijodthyronin (T3) und Thyroxin (T4) produziert. Sie regeln den Stoffwechsel und beeinflussen etwa, wie schnell Ihr Körper Energie für wichtige Prozesse produziert.

Das kleine, schmetterlingsförmige Organ am Hals arbeitet im Übermaß, wenn die Werte der Schilddrüsenhormone im Blut erhöht sind. Dabei laufen alle Körperfunktionen auf Hochtouren: Der Stoffwechsel beschleunigt sich, das Herz schlägt schneller. Manche Menschen empfinden innere Unruhe oder nehmen schnell ab.

Wer ist am häufigsten von der Überfunktion betroffen?

Das Risiko für Frauen, an einer Schilddrüsenüberfunktion zu erkranken, ist etwa 5- bis 10-mal so hoch wie bei Männern. Das geht aus der Studie Hyperthyreose, Hypothyreose und ursachenspezifische Mortalität in einer großen Kohorte von Frauen hervor. Die genaue Ursache hierfür konnte allerdings noch nicht geklärt werden.

Was sind die Symptome einer Hyperthyreose?

Die Symptome einer Schilddrüsenüberfunktion können je nach Stärke der Hormonproduktion unterschiedlich schwer ausfallen. Sie äußern sich oft in einer gesteigerten Stoffwechselaktivität. Zu den Anzeichen gehören:

  • Vergrößerung der Schilddrüse mit Schwellung am Hals (Struma/Kropf)
  • Plötzlicher, ungeklärter Gewichtsverlust, oft trotz gesteigertem Appetit
  • Herzrasen, erhöhter Puls oder Herzrhythmusstörungen
  • Nervosität, innere Unruhe, Reizbarkeit oder sogar Angstzustände
  • Zittern der Hände oder Finger (Tremor)
  • Starkes Schwitzen, Hitzewallungen und eine warme, feuchte Haut
  • Muskelschwäche, insbesondere an Armen oder Beinen
  • Schlafstörungen, Erschöpfung und Konzentrationsprobleme
  • Häufigere oder weichere Stuhlgänge, manchmal Durchfall
  • Haarausfall und dünnes, brüchiges Haar
  • Zyklusstörungen bei Frauen oder Erektionsprobleme bei Männern
  • Hervortretende Augen (Exophthalmus) bei Morbus Basedow

Diese Beschwerden können zu Beginn leicht sein oder auch akut auftreten. Frauen leiden häufig zusätzlich unter Menstruationsstörungen. Müdigkeit und Abgeschlagenheit, aber auch Schlaflosigkeit und Kopfschmerzen gehören zu den unspezifischen Anzeichen.

Was verursacht eine Schilddrüsenüberfunktion?

Mehrere Ursachen können zu einer Überfunktion führen. Die wichtigsten Auslöser sind:

  • Morbus Basedow: Die Autoimmunerkrankung ist die häufigste Ursache. Das Immunsystem attackiert hierbei die Schilddrüse, was die Hormonproduktion anregt. Typisch können hervorstehende Augen und eine vergrößerte Schilddrüse sein.
  • Schilddrüsenautonomie: Die Schilddrüsenzellen reagieren nicht mehr auf das TSH-Signal der Hirnanhangsdrüse (Hypophyse). Das führt dazu, dass sie vermehrt Schilddrüsenhormone bilden. Autonome Schilddrüsenzellen können in der gesamten Drüse oder auch nur im Gewebe gutartiger Knoten vorkommen (autonomes Schilddrüsenadenom).
  • Schilddrüsenknoten: Knoten oder Wucherungen führen manchmal dazu, dass einzelne Bereiche der Schilddrüse unkontrolliert Hormone produzieren.
  • Thyreoiditis: Entzündungen setzen gespeicherte Hormone frei und lassen die Blutwerte vorübergehend steigen.
  • Übermäßige Jodzufuhr: Zu viel Jod – etwa durch Nahrungsergänzungsmittel oder jodhaltige Medikamente – kann die Schilddrüsenaktivität erhöhen.
  • Überdosierung von Schilddrüsenhormonen: Wer eine Schilddrüsenunterfunktion behandelt und versehentlich zu viele Hormone einnimmt, riskiert eine Überfunktion.

Welche Folgen hat die Überfunktion des Organs?

Eine Schilddrüsenüberfunktion kann gefährliche Folgen für Ihre Gesundheit haben. Langfristig steigt das Risiko für:

  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen, weil das Herz durch die überschüssigen Schilddrüsenhormone ständig überlastet wird
  • Osteoporose (Knochenschwund): Der Körper baut bei anhaltender Überfunktion schneller Knochenmasse ab.

Im Extremfall droht eine lebensbedrohliche thyreotoxische Krise. Die akute Schilddrüsenhormonvergiftung kann zu hohem Fieber, Bewusstseinsverlust, Kreislaufversagen und sogar zum Tod führen und muss sofort medizinisch behandelt werden.

Welche Rolle spielt die Genetik bei einer Überfunktion der Schilddrüse?

Genetische Faktoren beeinflussen, wie Ihre Schilddrüse arbeitet. Studien zeigen, dass Genvarianten das Risiko für Autoimmunerkrankungen wie Morbus Basedow oder Thyreoiditis steigern. Haben Verwandte ersten Grades Schilddrüsenprobleme, fällt auch das Risiko für Nachkommen höher aus.

Allerdings sind Gene allein nicht ausschlaggebend, denn die Umwelt, Infektionen, Stress oder Ernährung beeinflussen das Risiko zusätzlich. Deshalb entwickelt sich bei jemandem mit einer genetischen Veranlagung die Erkrankung erst oft dann, wenn weitere Faktoren hinzukommen.

Wie wird eine Schilddrüsenüberfunktion diagnostiziert?

Mithilfe verschiedener Tests können Ärztinnen und Ärzte eine Schilddrüsenüberfunktion präzise erkennen und gezielt behandeln. Die Diagnostik beginnt mit einem ausführlichen Gespräch und einer körperlichen Untersuchung bei einem Internist oder einer Endokrinologin. Besteht der Verdacht auf eine Überfunktion, prüfen sie folgende Laborwerte:

  • T3 und T4: Sind die Werte dieser Schilddrüsenhormone erhöht?
  • TSH: Liegt der Wert zu niedrig, während T3 und T4 zu hoch sind, spricht dies klar für eine Schilddrüsenüberfunktion.
  • Bei unklarer Ursache: Szintigrafie oder Ultraschall (Knoten, Größe, Struktur) und eventuell Radiojod-Test zur Beurteilung der Jodaufnahme.

Können Gentests zur Gesundheit der Schilddrüse beitragen?

Moderne Gentests sind zwar noch selten Teil der Standard-Diagnostik bei einer Schilddrüsenüberfunktion, gewinnen aber bei der Gesundheitsvorsorge zunehmend an Bedeutung. Einige neue Tests erkennen genetische Varianten, die mit Autoimmunerkrankungen der Schilddrüse wie Morbus Basedow oder einer gestörten Hormonregulation in Verbindung stehen.

Wenn in Ihrer Familie Schilddrüsenerkrankungen gehäuft auftreten, kann ein Gentest helfen, Ihr persönliches Risiko früh einzuschätzen. Das bedeutet  nicht, dass Sie auch eine Hyperthyreose entwickeln, aber Ärzte und Ärztinnen können Ihre Schilddrüsenfunktion gezielter überwachen und mögliche Veränderungen schnell erkennen.

Wie wird eine Überfunktion der Schilddrüse behandelt?

Mit der richtigen und rechtzeitigen Therapie haben Betroffene in der Regel eine normale Lebenserwartung. Die Behandlung der Schilddrüsenüberfunktion richtet sich individuell nach der Ursache, Ausprägung und Ihrem gesundheitlichen Gesamtzustand. Häufig kommen zum Einsatz:

  • Medikamente: Thyreostatika verlangsamen die Hormonproduktion der Schilddrüse. Zusätzlich können Betablocker Herzrasen, Zittern und Unruhe lindern.
  • Radiojodtherapie: Das radioaktive Jod zerstört überaktive Schilddrüsenzellen und lässt die Drüse meist schrumpfen. In manchen Fällen entwickelt sich in der Folge eine Schilddrüsenunterfunktion, sodass eine lebenslange Hormonersatztherapie nötig ist.
  • Operation (Thyreoidektomie): Bei schweren Verläufen oder großen Knoten wird die Schilddrüse teilweise oder ganz entfernt.

Kann ein gesunder Lebensstil eine Schilddrüsenüberfunktion unterstützen?

Ja. Veränderungen in der Lebensweise können die Ursache der Schilddrüsenüberfunktion zwar nicht beheben, aber sie unterstützen Ihr Wohlbefinden und die Behandlung:

  • Ausgewogene Ernährung: Essen Sie regelmäßig frische Lebensmittel. Mageres Eiweiß, Vollkorn, Obst und Gemüse liefern wichtige Nährstoffe. Verzichten Sie auf zusätzliches Jod und übermäßigen Algenverzehr, wenn Ihr Arzt dies empfiehlt.
  • Stressmanagement: Anhaltender Stress belastet die Schilddrüsenfunktion. Meditation, ruhige Bewegung (wie Yoga) oder Atemübungen helfen, das Gleichgewicht wiederzufinden.
  • Erholsamer Schlaf: Ein gesunder Schlaf ermöglicht Ihrem Körper, sich zu regenerieren und den Hormonhaushalt besser zu steuern.
  • Stimulanzien reduzieren: Weniger Koffein und Nikotin verringern Unruhe, Herzrasen und Angstgefühle.

Wann sollten Sie einen Arzt oder eine Ärztin aufsuchen?

Eine Schilddrüsenüberfunktion lässt sich meist gut behandeln – vorausgesetzt, sie wird früh erkannt. Suchen Sie eine Ärztin oder einen Endokrinologen auf, wenn Sie unerklärlichen Gewichtsverlust, Herzrasen, Nervosität oder chronische Müdigkeit bemerken. Nach der Diagnose sind regelmäßige Kontrolltermine wichtig. Sie helfen dabei, die Schilddrüsenwerte zu überwachen und die Therapie rechtzeitig anzupassen.​​

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