Hyposensibilisierung: Wie hilft die Therapie bei Allergien?

Eine Ärztin zeigt einem Mann Informationen zur Hyposensibiliserung auf Ihrem Tablet.
Avatar photo

Veröffentlicht: 25/03/2025
Zuletzt aktualisiert: 25/03/2025

Wissenschaftlich geprüft

Unsere Redaktionsrichtlinien ansehen

Sind Sie es leid, immer wieder gegen Allergien zu kämpfen? Die Hyposensibilisierung bietet eine langfristige Linderung der Symptome. Sie trainiert das Immunsystem, schrittweise eine Toleranz gegenüber Allergenen aufzubauen. Dieser Artikel erklärt, wie die Behandlung funktioniert, welche Nebenwirkungen sie haben kann und warum sie die Lösung sein könnte, um Ihre Allergiesymptome endlich loszuwerden.

Was ist eine Hyposensibilisierung?

Die Hyposensibilisierung ist eine Behandlung, die dem Körper hilft, weniger empfindlich auf die allergieauslösenden Stoffe (Allergene) zu reagieren. Sie wird auch Allergen-Immuntherapie (AIT) oder Desensibilisierung genannt. Die Behandlung besteht darin, dass die Betroffenen kleine, aber steigende Dosen des Allergens einnehmen, um das Immunsystem an das Allergen zu gewöhnen. Ärzte überwachen die Dosen sorgfältig, um eine schwere Reaktion zu verhindern.

Wenn Sie auf etwas allergisch sind, produziert Ihr Immunsystem spezifische Antikörper vom Typ Immunglobulin E, um das Allergen zu bekämpfen. Wenn diese Antikörper sich bei Kontakt mit dem Stoff an Mastzellen haften, setzen sie daraufhin chemische Stoffe wie Histamin frei, was zu Allergiesymptomen führt.

Bei der Hyposensibilisierung gewöhnt sich Ihr Immunsystem mit der Zeit an das Allergen und produziert weniger Antikörper und Chemikalien. Dadurch reagiert Ihr Körper geschwächt auf das Allergen, und die Allergiesymptome oder der Bedarf an Medikamenten gehen zurück. Sowohl Kinder als auch Erwachsene können von einer Immuntherapie profitieren.

Die Hyposensibilisierung ist eine Langzeitbehandlung. Die Symptome verschwinden nicht sofort. In der Regel bessern sie sich im ersten Jahr, aber die größte Veränderung tritt im zweiten Jahr ein. Im dritten Jahr haben die meisten Menschen keine starken Reaktionen mehr. Einige Allergiker bleiben auch nach Ende der Behandlung allergiefrei, andere müssen die Behandlung weiterhin fortsetzen, um Reaktionen in Schach zu halten.

Welche Allergien können durch die Hyposensibilisierung behandelt werden?

Nicht alle allergischen Immunreaktionen können mit einer Hyposensibilisierung behandelt werden. Die Therapie wird häufig bei diesen Allergiearten angewendet:

  • Heuschnupfen: Pollen von Gräsern, Bäumen oder Unkräutern können eine Pollenallergie hervorrufen.
  • Hausstaubmilben: Winzige Insekten in Bettwäsche, Teppichen und Möbeln lösen bei einigen Menschen Allergien aus.
  • Tierhaare: Eine Hunde- oder Katzenallergie aufgrund von Haaren sowie winzigen Hautschuppen von Haustieren verursachen allergische Reaktionen.
  • Insektengifte: Dazu gehören Bienen- und Wespenstiche, die schwere Reaktionen auslösen können.
  • Nahrungsmittel: Gegen die Erdnussallergie gibt es eine Immuntherapie, bei Milch, Eiern und anderen Lebensmittelallergien ist die Forschung noch experimentell und nicht abgeschlossen.

Wie funktioniert die spezifische Immuntherapie?

Die Hyposensibilisierung ist eine Langzeitbehandlung, die in kontrollierten Dosen verabreicht wird, um den Körper zu immunisieren. Der beste Zeitpunkt für den Beginn der Behandlung ist vor der Allergiesaison, um frühzeitig einen Schutz aufzubauen. Die Behandlung dauert je nach Art der Allergie 3 bis 5 Jahre. Bei vielen Menschen tritt jedoch schon innerhalb weniger Monate eine Besserung ein. Bei anderen ist eine Dauermedikation erforderlich, um die Immunisierung aufrechtzuerhalten.

Ablauf der Hyposensibilisierung

  1. Allergie identifizieren: Die Ärztin oder der Arzt nutzt einen Pricktest auf der Haut oder einen Bluttest, um die Ursache der Reaktion festzustellen.
  2. Aufbauphase: Wöchentlich werden kleine Mengen des Allergens in Form eines Präparats verabreicht, die allmählich erhöht werden, bis die Erhaltungsdosis erreicht ist. Der Prozess dauert etwa drei bis sechs Monate.
  3. Erhaltungsphase: Nach Erreichen der Erhaltungsdosis wird die Behandlung in der Regel im Abstand von einem Monat durchgeführt. Das kann sich über einen Zeitraum von drei bis fünf Jahren oder länger erstrecken.

Behandlungsmöglichkeiten

  • Subkutane Immuntherapie (SCIT): Die Allergene werden unter die Haut gespritzt. Patientinnen und Patienten, die Injektionen erhalten, müssen regelmäßig zum Arzt gehen und werden nach jeder Behandlung 30 bis 45 Minuten beobachtet, um mögliche Reaktionen sofort zu behandeln. Anfangs erhalten sie alle ein bis zwei Wochen eine Spritze. Später in der Regel nur noch einmal im Monat.
  • Sublinguale Immuntherapie (SLIT): Allergieauslöser werden in Form von Tropfen oder Tabletten verabreicht, die ein bis zwei Minuten unter die Zunge gehalten und dann geschluckt werden.
  • Orale Immuntherapie (OIT): Die Behandlung wird hauptsächlich bei Lebensmittelallergien angewendet und befindet sich noch in der Forschung. Allergiker essen oder trinken sorgfältig dosierte Mengen eines Allergens, um den Körper mit der Zeit daran zu gewöhnen.

Welche Nebenwirkungen kann die Desensibilisierung haben?

Die meisten Nebenwirkungen treten normalerweise in der ersten Woche auf, sind mild und von kurzer Dauer. Fragen Sie Ihre Ärztin oder Ihren Allergologen, ob Sie vor der Allergiespritze ein Antihistaminikum einnehmen sollen, um eine Reaktion zu verhindern. Häufig sind mögliche Nebenwirkungen:

  • Rötung, Schwellung oder Juckreiz an der Einstichstelle
  • Niesen, verstopfte Nase oder juckende Augen
  • Leichte Reizung des Rachens durch die Tabletten oder Tropfen
  • Müdigkeit oder Kopfschmerzen

Kann es zu einer gefährlichen Reaktion kommen?

Bei manchen Menschen kann es bei Kontakt mit dem Allergieauslöser zu einer schweren allergischen Reaktion kommen, einer sogenannten Anaphylaxie. Sie kann zu Atemnot, Schwellungen oder Schwindel führen, tritt bei der Hyposensibilisierung aber selten auf. Deshalb überwachen die Ärzte die Patienten nach den Allergiespritzen oder der Einnahme der Allergene.

Wenn Sie nach der Therapie eine schwere allergische Reaktion bemerken, suchen Sie ein Krankenhaus auf oder rufen Sie den Notarzt. Haben Sie einen verschriebenen Adrenalininjektor, sollten Sie ihn sofort verwenden. Informieren Sie Ihren Arzt sofort, wenn Sie sich bei der Behandlung krank fühlen – insbesondere wenn Sie Asthma haben. Lassen Sie ihn auch wissen, ob nach der letzten Behandlung Symptome aufgetreten sind.

Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, beschwerdefrei zu werden?

Allergien verschwinden nicht vollständig, aber eine Hyposensibilisierung kann die Symptome deutlich lindern. In 70 bis 80 % der Fälle produziert der Körper weniger Allergieantikörper (IgE), sodass die Betroffenen nur noch leichte Reaktionen oder gar keine allergischen Beschwerden mehr haben. Eine Hyposensibilisierung ist zwar keine Heilung, kann aber das Leben der meisten Allergiker deutlich verbessern.

Bei Allergien auf Insektengifte wie etwa bei Wespengift liegt die Erfolgsquote der Behandlung bei 90 bis 100 %. In der Regel tritt bei 90 % der Patienten eine langfristige Besserung ein, die bis zu 10 Jahre anhalten kann. Wenn die Allergiebeschwerden wieder auftreten, kann eine kurze Auffrischungsbehandlung helfen. Da sich die Wirkung erst nach einigen Monaten einstellt, können anfangs noch Allergiemedikamente wie Antihistaminika zur Linderung der Symptome erforderlich sein. Die Einnahme kann mit der Zeit jedoch reduziert werden.

Entdecken Sie unseren Allergietest für die Atemwege, um die Ursache Ihrer Beschwerden zu finden und sie gezielt zu lindern. Sie können die Ergebnisse mit Ihrem Arzt besprechen, um herauszufinden, wie Ihnen eine Hyposensibilisierung helfen kann.

Häufig gestellte Fragen

Wann beginnt die Hyposensibilisierung?

Die Hyposensibilisierung bei Allergien beginnt in der Regel vor der Pollensaison, damit der Körper rechtzeitig eine Toleranz aufbauen kann. Ihre Ärztin oder Ihr Allergologe entscheidet anhand Ihrer Allergie und Ihrer Symptome, wann der beste Zeitpunkt für den Beginn ist.

Wie lange dauert die Desensibilisierung einer Allergie?

Die Hyposensibilisierung dauert in der Regel 3 bis 5 Jahre, um einen dauerhaften Erfolg zu erzielen. Die Dosen werden anfangs häufig verabreicht, mit der Zeit aber immer seltener. Bei vielen Patienten tritt innerhalb weniger Monate eine Besserung ein, aber es dauert länger, bis die volle Wirkung eintritt.

Wann setzt die Wirkung der Hyposensibilisierung ein?

Die Immuntherapie zeigt innerhalb weniger Monate eine Verbesserung, die volle Wirkung tritt jedoch erst nach 3 bis 5 Jahren ein. Bei manchen Menschen treten im ersten Jahr weniger Symptome auf, bei anderen dauert es länger. Der Körper baut langsam eine Toleranz auf.

Diesen Artikel teilen
Ähnliche Produkte
Ähnliche Artikel