Hormon Testosteron: Bedeutung, Wirkung, Normalwerte
Veröffentlicht: 21/11/2025
Zuletzt aktualisiert: 21/11/2025
Viele Menschen betrachten Testosteron als das Hormon, das Männlichkeit definiert. Tatsächlich wirkt es aber weit darüber hinaus. Sowohl Männer als auch Frauen benötigen gewisse Testosteronwerte, damit der Körper optimal funktioniert. Das Hormon beeinflusst die körperliche Stärke, Energie, Stimmung und sogar das allgemeine Wohlbefinden. Hier erfahren Sie, wie Testosteron im Körper arbeitet, welche Auswirkungen es hat, welche Werte für Erwachsene gelten und was es bedeutet, wenn die Werte zu niedrig oder zu hoch sind.
Was ist das Wichtigste zu Testosteron im Überblick?
- Bedeutung: Testosteron ist ein Sexualhormon, das hauptsächlich die Hoden von Männern produzieren. Frauen bilden es in geringeren Mengen über ihre Eierstöcke und Nebennieren.
- Wirkung: Für Männer und Frauen ist Testosteron gleichermaßen relevant: Es fördert die körperliche Kraft, die Fortpflanzung, Energie, Stimmung und die sexuelle Gesundheit bei beiden Geschlechtern.
- Niedrige Testosteronwerte: Wenn Männer unter einem niedrigen Spiegel an Testosteron leiden, können Müdigkeit, nachlassendes sexuelles Verlangen (Libido), Muskelabbau und schwächere Knochen entstehen; bei Frauen verringert sich häufig das sexuelle Interesse, die Energie und die Stabilität der Knochen.
- Erhöhte Level: Bei Männern steht er oft im Zusammenhang mit einer Steroid-Einnahme und kann Organe wie Herz und Leber sowie die Fruchtbarkeit beeinträchtigen. Bei Frauen verbinden Wissenschaftlerinnen diesen Zustand häufig mit PCOS.
- Faktoren, die die Testosteronproduktion beeinflussen: Neben dem Alter, Gewicht, Schlaf und Stress spielen auch die körperliche Aktivität, Ernährung, Alkohol, Nikotin, Erkrankungen und Medikamente eine Rolle.
Was ist Testosteron und wo wird es gebildet?
Testosteron gehört zu den wichtigsten Sexualhormonen. Bei Männern wird es in den Hoden gebildet, bei Frauen hingegen wird es in geringeren Mengen über Eierstöcke und Nebennieren gebildet. Grundlage für die Produktion ist Cholesterin. Das Hormon spielt eine Rolle bei der Fortpflanzung, dem Körperbau und beim emotionalen Gleichgewicht. Im Gehirn reguliert ein fein abgestimmter Zyklus aus Hypothalamus und Hypophyse die Produktion, um den Hormonhaushalt aufrechtzuerhalten.
Wie beeinflusst Testosteron den männlichen Körper?
Testosteron wirkt sich auf viele Systeme im Körper aus. Es ist das wichtigste männliche Sexualhormon und für das Wachstum und somit auch für die männliche Entwicklung von entscheidender Bedeutung. Es trägt zu vielen Funktionen bei, darunter:
- Spermienproduktion
- sexuelles Verlangen (Libido)
- Muskelgröße und -kraft
- Stimmung und das Energieniveau
- Wachstum von Gesichts- und Schamhaaren sowie die Vertiefung der Stimme während der Pubertät
- Ausbildung der männlichen Geschlechtsmerkmale wie Penis und Hoden
Welche Rolle spielt Testosteron bei Frauen?
Testosteron ist das wichtigste männliche Hormon, doch für Frauen ist es ebenso unverzichtbar. Für Frauen übernimmt Testosteron weniger auffällige, aber nicht minder wichtige Aufgaben. Als Teil der Gruppe der Androgene – der „männlichen“ Hormone im Körper der Frau – beeinflusst es die gesunde Funktion der Eierstöcke, aber spielt auch eine Rolle bei:
- der Erhaltung der Knochenstärke
- einen gesunden Sexualtrieb
- dem Hormonhaushalt
Was sind normale Testosteronwerte bei Erwachsenen?
Der Testosteronspiegel schwankt im Laufe des Tages und mit dem Alter. Wegen der Schwankungen reicht ein einzelner Blutwert nicht aus, um den Hormonstatus zu beurteilen. Es braucht mehrere Messungen. Der „Normwert“ hängt neben dem Geschlecht und Alter auch vom Labor ab, das die Laborwerte misst. Die folgenden Referenzwerte für den Gesamtwert an Testosteron stammen vom IMD Labor Potsdam:
| Normalwerte Testosteron gesamt nach Alter und Zyklusphase | Mann | Frau |
| 18 bis 21 Jahre | 3,49 – 8,94 µg/l | |
| 21 bis 49 Jahre | 2,40 – 8,71 µg/l | |
| über 50 Jahre | 2,21 – 7,15 µg/l | |
| Follikelphase | unter 0,40 µg/l | |
| Ovulationsphase | unter 0,60 µg/l | |
| Lutealphase | unter 0,50 µg/l | |
| Postmenopause | unter 0,50 µg/l |
Bei den Messwerten unterscheiden die Labore das Gesamttestosteron und das freie Testosteron. Gesamttestosteron beschreibt die gesamte Menge des Hormons im Blut – also auch den Teil, der an spezielle Proteine wie das Sexualhormon-bindende Globulin (SHBG) und Albumin gebunden ist. Das meiste Testosteron zirkuliert gebunden im Blut. Nur ein sehr kleiner Anteil – etwa 1–2 Prozent – liegt als freies Testosteron vor und kann direkt in den Körperzellen wirken. Es ist die biologisch aktive Form des Hormons.
Welche Symptome zeigen sich bei niedrigen Testosteronwerten?
Ein dauerhafter Testosteronmangel wird auch Hypogonadismus genannt und kann sowohl Männer als auch Frauen betreffen. Die Symptome können unterschiedlich ausfallen. Wenn Männer zu wenig Testosteron bilden, können folgende Beschwerden auftreten:
- verringerte Muskelmasse
- mehr Körperfett
- geringe Libido
- Müdigkeit
- Stimmungsschwankungen
- Konzentrationsprobleme
- schwächere Knochen mit einem erhöhten Risiko für Knochenbrüche
Bei Frauen macht sich ein niedriger Testosteronwert durch fehlendes sexuelles Verlangen, weniger Energie und schwächere Knochen bemerkbar. Gerade in den Wechseljahren oder danach treten oft auch ausgeprägte Stimmungsschwankungen auf.
Was geschieht, wenn der Testosteronspiegel zu hoch ist?
Ein Überschuss an körpereigenem Testosteron ist eher selten. Beim Mann entstehen ungewöhnlich hohe Werte oft durch die Einnahme von Anabolika, Testosteronpräparaten oder ähnlichen Hormonen, die das Muskelwachstum zu fördern und die körperliche Leistungsfähigkeit steigern sollen. Eine Erhöhung des Hormonspiegels kann jedoch gefährlich für die Gesundheit sein und mögliche Folgen nach sich ziehen, etwa:
- Herz-Kreislauf-Erkrankungen
- Leberschäden
- Akne
- fettige Haut
- Stimmungsschwankungen, aggressives Verhalten
- geringere Spermienzahl, wenn die natürliche Produktion von Testosteron nachlässt
Bei Frauen zeigt sich ein erhöhter Testosteronwert häufig im Zusammenhang mit dem polyzystischen Ovarialsyndrom (PCOS). Die hormonelle Störung verursacht u. a. ausbleibenden Menstruationszyklen, Akne, fettiger Haut, verstärkter Gesichts- und Körperbehaarung sowie ausdünnendes Kopfhaar. Auch Fruchtbarkeitsprobleme sind häufige Nebenwirkungen.
Welche Faktoren beeinflussen den hormonellen Spiegel an Testosteron?
Es bestimmen viele verschiedene Faktoren darüber, wie viel von dem Geschlechtshormon der Körper produziert. Sie wirken oft gemeinsam. Zu ihnen gehören etwa:
- Alter: Mit zunehmendem Alter – besonders nach dem 30. Lebensjahr – ist es normal, dass die Testosteronproduktion bei Männern sinkt.
- Übergewicht: Zu viel Gewicht oder Fettleibigkeit können den Hormonhaushalt stören und einen niedrigen Testosteronspiegel verursachen.
- Menstruationszyklus: Bei Frauen steigt der Spiegel kurz vor dem Eisprung an und fällt danach ab.
- Wechseljahre: Während der Menopause nehmen die Blutwerte allmählich ab, ähnlich wie beim Östrogens.
- Schlaf: Schlechter oder zu wenig Schlaf kann die Produktion von Testosteron verringern.
- Stress: Er erhöht das Gegenspielerhormon Cortisol, das wiederum den Testosteronspiegel beeinträchtigen kann.
- Sport: Regelmäßiges Krafttraining und körperliche Bewegung erhöhen Testosteron.
- Ernährung: Mageres Eiweiß, Eier, Nüsse und Vollkornprodukte sowie Lebensmittel mit Zink und Vitamin D unterstützen eine gesunde Hormonproduktion.
- Alkohol und Rauchen: Ein übermäßiger Alkoholkonsum oder Nikotin können die Testosteronwerte senken.
- Erkrankungen: Diabetes, Hormonstörungen, Erkrankungen der Schilddrüse oder der Hypophyse können ebenfalls für einen Mangel an Testosteron sorgen.
- Medikamente: Unter anderem können Steroide oder Opioide zu weniger Testosteron führen.
Wann sollten Sie sich wegen Testosteron an einen Arzt wenden?
Sie sollten ärztlichen Rat einholen, wenn Sie dauerhaft unter Müdigkeit, einer geringen Libido, Stimmungsschwankungen, Muskelabbau oder auffälligen Veränderungen beim Haarwuchs leiden. Bei Frauen können unregelmäßige Menstruationszyklen, verminderte Libido oder eine verstärkte Gesichtsbehaarung Hinweise auf ein hormonelles Ungleichgewicht sein.
Eine Ärztin oder ein Arzt kann mit einer Blutuntersuchung klären, ob Ihr Testosteronspiegel im Normalbereich liegt. Anhand Ihrer Symptome und möglicherweise bestehenden Gesundheitsproblemen kann die Ärztin bei Bedarf eine Behandlung einleiten.