Hormon Östrogen: Bedeutung, Wirkung, Blutwerte

Zwei Frauen beim Spaziergang mit Kaffee – Sinnbild für Wohlbefinden und hormonelles Gleichgewicht von Östrogen.
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Veröffentlicht: 19/12/2025
Zuletzt aktualisiert: 19/12/2025

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Östrogen gilt als typisch weibliches Hormon, es ist aber für Frauen und Männer gleichermaßen wichtig. Normale Östrogenlevel regulieren sowohl die Fortpflanzung als auch die Stimmung, Knochendichte, Herzfunktion und das Gehirn. Hier erfahren Sie, welche Rolle Östrogen im Körper spielt, welche Werte als normal gelten, was den Spiegel beeinflussen kann und wann Östrogen zu niedrig oder zu hoch ist. Im Mittelpunkt steht dabei Östrogen bei Frauen, doch wir schauen uns auch die Hormonfunktion bei Männern an.

Was ist das Wichtigste zu Östrogenen im Überblick?

  • Bedeutung: Östrogene fallen in die Kategorie der Geschlechtshormone und beeinflussen sowohl die Fortpflanzung als auch die Gesundheit von Frauen und Männern.
  • Hormonelle Schwankungen: Der Östrogenspiegel von Frauen schwankt im Laufe des Menstruationszyklus, während der Schwangerschaft und in den Wechseljahren.
  • Niedrige und hohe Werte: Ein Ungleichgewicht des Östrogenspiegels kann sehr verschiedene Beschwerden und Gesundheitsprobleme auslösen.
  • Einflussfaktoren: Alter, Geschlecht, Körpergewicht, Ernährung, Bewegung, Medikamente und Erkrankungen können Auswirkungen auf den Hormonspiegel haben.

Was ist Östrogen?

Östrogene sind eine Gruppe von Hormonen, die für die reproduktive Gesundheit und die körperliche Entwicklung von Frauen besonders wichtig sind. Sie werden hauptsächlich in den Eierstöcken produziert, aber kleinere Mengen entstehen auch im Fettgewebe, in den Nebennieren und in anderen Geweben. Der natürliche Östrogenwert liegt bei Frauen zwar deutlich höher, das Hormon ist jedoch auch für Männer wichtig.

Bei Männern wird das Östrogen vor allem in den Hoden, zusätzlich in Nebennieren und Fettgewebe produziert. Ein Großteil wird gebildet, wenn der Körper Testosteron mithilfe eines Enzyms in Östrogen umwandelt. Ein relevanter Anteil entsteht über Aromatase aus Testosteron, insbesondere im Fettgewebe.

Welche Arten von Östrogen gibt es?

Der weibliche Körper produziert verschiedene Formen des Hormons. Der weibliche Körper produziert verschiedene Formen dieses Hormons. Sie erfüllen unterschiedliche Aufgaben, vor allem im Menstruationszyklus.:

  • Östradiol (E2): Diese Form von Östrogen kommt bei beiden Geschlechtern vor und ist bei Frauen in den fruchtbaren Jahren die biologisch wirksamste Variante. Deshalb wird bei hormonellen Bluttests normalerweise Östradiol gemessen. 
  • Östron (E1): Eine schwächere Form der Geschlechtshormone wird vor allem nach der Menopause produziert. Der Körper kann es bei Bedarf in andere Östrogenformen umwandeln.
  • Östriol (E3): Diese Form wird vor allem in der Schwangerschaft gebildet, unterstützt das Wachstum der Gebärmutter und bereitet den Körper auf die Geburt vor. Kurz vor der Entbindung erreicht der Hormonwert seinen Höchstwert.

Wie beeinflusst Östrogen die Fortpflanzung der Frau?

Östrogen unterstützt viele Bereiche des weiblichen Fortpflanzungssystems. Zu den wichtigsten Aufgaben gehören:

  • Regulierung des Menstruationszyklus: Östrogen baut jeden Monat die Gebärmutterschleimhaut auf und sorgt gemeinsam mit Progesteron für einen regelmäßigen Zyklus.
  • Unterstützung von Fruchtbarkeit und früher Schwangerschaft: Östrogen hilft Eizellen zu reifen und macht den Zervixschleim dünnflüssiger, damit Spermien leichter zur Eizelle gelangen. Gleichzeitig bereitet das Hormon die Gebärmutter auf die Einnistung vor.
  • Auslösung des Eisprungs: Ein Anstieg des Östrogenspiegels gibt das Signal für den Eisprung und damit für die Freisetzung der Eizelle aus den Eierstöcken.
  • Erhaltung gesunder Fortpflanzungsorgane: Östrogen hält Vagina, Gebärmutterhals und Eileiter gesund.
  • Entwicklung sekundärer Geschlechtsmerkmale: In der Pubertät beeinflusst Östrogen die Brustentwicklung, verbreitert die Hüften und prägt die typische weibliche Fettverteilung.

Welche weiteren Funktionen hat Östrogen?

Neben seiner Rolle als Sexualhormon hat Östrogen viele weitere Aufgaben im Körper. Zu ihnen gehören:

  • Knochenstabilität: Östrogene helfen, die Knochendichte zu erhalten und senken so das Risiko für Knochenbrüche und Osteoporose.
  • Herzgesundheit: Es unterstützt gesunde Blutgefäße und trägt dazu bei, den Cholesterinspiegel im Gleichgewicht zu halten.
  • Gewebe: Es fördert die Hautelastizität, unterstützt kräftiges Haar und stärkt das Binde- und Körpergewebe.
  • Kognitive Leistungen: Es unterstützt das Gedächtnis, die Konzentration und das emotionale Gleichgewicht.

Was sind normale Östrogenwerte bei Erwachsenen?

Die Menge an Östrogen im Körper verändert sich im Laufe des Lebens und ist bei Frauen und Männern unterschiedlich. Bei Frauen finden die Veränderungen vor allem im Verlauf des Zyklus, während der Schwangerschaft und in der Menopause statt. Um die Konzentration des Hormons zu bestimmen, wird normalerweise Östradiol (E2) im Blut gemessen, weil es das wirksamste und führende Östrogen im reproduktiven Alter ist. Die folgende Tabelle zeigt die typischen Laborwerte an. Sie stammen aus den Referenzbereichen Standort Potsdam für Erwachsene des IMD Labors.

GruppeÖstradiol-Referenzbereich
(in pmol/l)
Männer (18 bis 99 Jahre)40,4 – 162
Frauen: Follikelphase110 – 918
Frauen: Ovulationsphase918 – 1285
Frauen: Lutealphase459 – 734
Frauen nach der Menopauseunter 92
Frauen nach der Menopause ohne HRT*unter 37

*HRT: Hormonersatztherapie

Was geschieht bei einem Mangel an Östrogen?

Ein niedriger Östrogenwert bewirkt verschiedene Folgen im Körper. Zu den Nebenwirkungen gehören:

  • Menstruationsveränderungen: Die Periode wird unregelmäßig oder bleibt ganz aus.
  • Hitzewallungen und nächtliche Schweißausbrüche: Typische Symptome der Wechseljahre mit plötzlichen Hitzegefühlen.
  • Vaginale Trockenheit: Sie kann zu Beschwerden und Schmerzen beim Geschlechtsverkehr führen.
  • Knochenschwund: Die Knochen werden schwächer, das Risiko für Brüche und Osteoporose steigt.
  • Stimmungsschwankungen: Viele Betroffene erleben Reizbarkeit, Angstzustände oder depressive Verstimmungen.
  • Müdigkeit: Die Energie sinkt, selbst bei ausreichend Schlaf.
  • Sexuelle Funktionsstörungen: Die Libido nimmt ab, sodass die Fruchtbarkeit oder sexuelle Zufriedenheit leiden.
  • Veränderungen an Herz und Blutgefäßen: Der Cholesterinspiegel kann sich ändern, die Blutgefäße werden weniger elastisch und das Risiko für Herzkrankheiten steigt.
  • Vermindertes Kollagen: Die Haut wird trockener, das Haar dünner, die Elastizität nimmt ab. Gelenke fühlen sich steifer an und Muskeln werden schwächer.
  • Gewichts- und Stoffwechselveränderungen: Vor allem das Bauchfett kann zunehmen, und das Risiko für Insulinresistenz oder Typ‑2‑Diabetes steigt.
  • Schlafstörungen: Einschlaf- oder Durchschlafprobleme werden häufiger.

Was verursacht einen Östrogenmangel?

Viele Faktoren können dafür sorgen, dass Ihr Östrogenspiegel sinkt. Zu den häufigsten Ursachen zählen:

  • Menopause: In dieser Phase produziert der Körper natürlicherweise weniger Östrogen.
  • Medizinische Behandlungen: Chemotherapie, Bestrahlung, hormonelle Verhütungsmittel oder Medikamente, die Östrogen blockieren, senken den Spiegel.
  • Chirurgische Entfernung der Eierstöcke: Ohne diese Organe fehlt die Hauptproduktionsstätte für Östrogen.
  • Erkrankungen der Eierstöcke: Das Turner-Syndrom oder vorzeitige Ovarialinsuffizienz stören die Östrogenproduktion.
  • Erkrankungen der Hypophyse oder des Hypothalamus: Sie beeinträchtigen die Steuerung des Hormonhaushalts.
  • Extremer chronischer Stress: Er belastet den Körper und hemmt die Östrogenbildung.
  • Geringes Körpergewicht: Essstörungen oder extremer Sport führen zu zu wenig Fettgewebe, das Östrogen mitproduziert.
  • Schilddrüsenüberfunktion oder -unterfunktion: Beide Formen stören den Hormonhaushalt und können Östrogenwerte senken.

Welche Folgen hat ein zu hoher Östrogenspiegel?

Ein hoher Östrogenspiegel wird oft als Östrogendominanz bezeichnet. Sie entsteht, wenn der Körper im Verhältnis zu anderen Hormonen wie Progesteron zu viel Östrogen produziert. Zu den gesundheitlichen Folgen des Missverhältnisses gehören:

  • Blutgerinnsel: Östrogen kann die Blutgerinnung beeinflussen und so das Risiko für Schlaganfälle oder Venenthrombosen erhöhen.
  • Belastung von Herz und Leber: Es kann den Cholesterinspiegel verschieben, die Durchblutung beeinflussen und die Verstoffwechselung von Hormonen in der Leber belasten.
  • Hormonbedingte Krebserkrankungen: Langfristig kann ein dauerhaft erhöhter Östrogeneinfluss das Risiko für hormonabhängige Krebserkrankungen wie Brust‑, Gebärmutter‑ oder Eierstockkrebs erhöhen.
  • Gebärmuttermyome: Diese gutartigen Tumore verursachen starke Blutungen, Unterleibsschmerzen oder Druckgefühle.
  • Gewichts- und Fettveränderungen: Fett lagert sich vermehrt an Hüften, Oberschenkeln und Taille ein.
  • Auswirkungen auf Knochen und Gelenke: Flüssigkeitsansammlungen und Gelenkbeschwerden treten häufig auf.

Was sind die Symptome eines hohen Östrogenspiegels?

Ein erhöhter Östrogenspiegel macht sich durch spürbare Beschwerden bemerkbar, die den Alltag belasten können. Häufige Symptome sind:

  • Unregelmäßige, starke oder schmerzhafte Regelblutungen
  • Empfindliche oder geschwollene Brüste
  • Blähungen oder Wassereinlagerungen
  • Stimmungsschwankungen, Reizbarkeit oder Angstzustände
  • Kopfschmerzen oder Müdigkeit

Welche Ursachen können Östrogen erhöhen​?

Es gibt verschiedene Einflüsse, die den Östrogenspiegel ansteigen lassen können:

  • Hormonelle Behandlungen: Verhütungsmittel wie die Pille, Hormonersatztherapie und Fruchtbarkeitsbehandlungen fördern oft die Produktion von Östrogen oder enthalten es.
  • Übergewicht: Fettgewebe produziert zusätzliches Östrogen.
  • Beeinträchtigte Leberfunktion: Die Leber baut Östrogen langsamer ab.
  • Tumore: In Organen, die Hormone produzieren, setzen sie vermehrt Östrogen frei.
  • Umweltchemikalien und Körperpflegeprodukte: Manche ahmen Östrogen nach und stören den Hormonhaushalt.
  • Erkrankungen: Schilddrüsenstörungen, Insulinresistenz oder PCOS fördern einen erhöhten Östrogenspiegel.

Warum ist Östrogen bei Männern wichtig?

Das wichtigste Geschlechtshormon beim Mann ist zwar Testosteron, doch auch Östrogen unterstützt im männlichen Körper Prozesse. Es fördert den Sexualtrieb, die Spermienproduktion und verbessert die Durchblutung bei der Erektion.

Ein niedriger Östrogenspiegel kann bei Männern zu Müdigkeit, weniger Libido, Unfruchtbarkeit, schwachen Knochen, Stimmungsschwankungen, Muskelschwäche oder Gelenkproblemen führen. Ursachen dafür sind oft das Alter, Erkrankungen, Medikamente, Untergewicht oder zu intensive oder zu wenig Bewegung.

Zu viel Östrogen kann hingegen Brustwachstum oder Fettansammlungen an Brust oder Bauch auslösen. Auch Reizbarkeit, Müdigkeit sowie Probleme beim Sex oder mit der Fruchtbarkeit können Folgen sein. Häufige Ursachen sind Übergewicht, Leberprobleme, Hormonbehandlungen oder Tumore.

Welche Faktoren beeinflussen den Östrogenspiegel?

Ihr Östrogenspiegel verändert sich natürlich in verschiedenen Lebensphasen und je nach Umständen. Zu den Einflussfaktoren gehören etwa:

  • Alter und Lebensphase: Östrogen steigt in der Pubertät an, erreicht im gebärfähigen Alter seinen Höhepunkt und sinkt in den Wechseljahren.
  • Körpergewicht: Untergewicht senkt die Werte, zu viel Fettgewebe erhöht sie hingegen.
  • Ernährung und Bewegung: Lebensmittel mit Phytoöstrogenen wie Soja, zu viel oder zu wenig Sport können den Hormonhaushalt beispielsweise beeinflussen.
  • Medikamente und Nahrungsergänzungsmittel: Die Pille, Fruchtbarkeitsbehandlungen, Hormontherapien oder pflanzliche Präparate haben Auswirkungen auf Östrogenwerte.
  • Umwelt: Kunststoffe, Pestizide und andere Stoffe können die Östrogenproduktion stören.
  • Erkrankungen: Störungen wie PCOS, Schilddrüsenprobleme oder Lebererkrankungen verändern Produktion und Abbau von Östrogen.

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