Harnstoff im Blut: Was bedeuten Ihre Werte?

Eine Schale voller Urea-Granulat, das aus Harnstoff besteht.
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Veröffentlicht: 15/07/2025
Zuletzt aktualisiert: 16/07/2025

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Harnstoff ist ein zentraler Laborwert für die Gesundheit Ihrer Nieren, den Stoffwechsel und das allgemeine Wohlbefinden. Doch was genau sagt der Harnstoffwert aus, wofür ist er wichtig – und wann sollten Sie aufmerksam werden? Hier erhalten Sie verständliche Einblicke in Funktionen, Normwerte, mögliche Ursachen für Abweichungen und Tipps für Ihre Nieren- und Lebergesundheit.

Was ist das Wichtigste zu Harnstoff im Überblick?

  • Urea ist weit mehr als ein Laborwert. Er spiegelt die Gesundheit Ihrer Nieren, Leber und Ihren ganzen Stoffwechsel wider.
  • Harnstoff entsteht beim Abbau von Proteinen in der Leber, wird in den Nieren gefiltert und über den Urin ausgeschieden.
  • Zu hohe oder zu niedrige Harnstoffwerte können ein Hinweis auf eine mangelhafte Ernährung, Dehydrierung oder Probleme mit der Leber oder den Nieren liefern. Allerdings können aussagekräftige Ergebnisse nur mit einem umfassenderen Blutbild erzielt werden. 
  • Wenn Störungen frühzeitig erkannt werden, können ernste Erkrankungen wie akutes Nierenversagen oder Stoffwechselstörungen verhindert werden.

Was ist Harnstoff und warum ist er wichtig?

Harnstoff wird auf Englisch auch Urea genannt. Es ist ein Endprodukt, das bei der Verarbeitung von Proteinen entsteht, insbesondere von Aminosäuren. Sobald Ihr Körper Proteine abbaut, bildet sich zunächst Ammoniak, ein giftiges Abfallprodukt. Im Harnstoffzyklus wird dieses Ammoniak in der Leber in den ungiftigen Harnstoff umgewandelt. So sorgt der Körper für eine sichere Entgiftung. Der Harnstoff gelangt über das Blut (serum urea) in die Nieren, wo er gefiltert und schließlich mit dem Urin ausgeschieden wird.

Ein gestörter Harnstoffwert entsteht meist durch eine veränderte Proteinzufuhr, beeinträchtigte Leber- oder Nierenfunktion oder bestimmte Medikamente. Auch andere Substanzen wie Harnsäure und Stickstoff spielen im Stoffwechsel von Harnstoff und der Harnstoffherstellung eine Rolle. Deshalb ist der Harnstoff-Blutwert ein wichtiger Nierenwert.

Was sind normale Harnstoffwerte?

Die Harnstoffkonzentration wird in der Regel durch einen Serumtest gemessen und mit der Abkürzung HST angegeben. Die internationalen Standardwerte werden in Millimol pro Liter (mmol/L) angegeben. Es gibt jedoch auch konventionelle Einheiten, die in Milligramm pro Deziliter (mg/dl) messen. Der Normwert kann je nach Alter, Geschlecht und Labor leicht variieren. Die Tabelle zeigt die Altersabhängigen Referenzbereiche des IMD Berlin für Erwachsene.

AltersgruppeFrauen (mmol/L)Männer (mmol/L)
14 bis 18 Jahre3 – 7,53 – 7,5
18 bis 50 Jahre2,5 – 6,73,2 – 7,4
über 50 Jahre3,5 – 7,23 – 9,2

Der tatsächliche Harnstoffwert ergibt sich aus dem HST-Blutwert oder im Urin. Abweichungen können, müssen aber nicht immer auf eine Erkrankung hindeuten. Deshalb wird Urea oft zusammen mit anderen Laborwerten wie Kreatinin gemessen, um ein aussagekräftiges Ergebnis zu erhalten.

Was kann einen hohen Harnstoffspiegel verursachen?

Erhöhte Werte von Harnstoff im Blut können auf eine Nierenfunktionsstörung oder Dehydrierung hinweisen. In schweren Fällen kann es zu einer Urämie (einem medizinischen Notfall) kommen, bei der sich mehr Abfallstoffe ansammeln als die Nieren ausscheiden können. Häufige Ursachen sind:

  • Nierenfunktionsstörung oder akutes Nierenversagen: Wenn die Nieren geschädigt sind und Abfallstoffe nicht richtig filtern, sammelt sich Harnstoff im Blut an.
  • Verstopfungen im Harntrakt: Eine sogenannte Obstruktion kann durch Nierensteine oder eine vergrößerte Prostata ausgelöst werden.
  • Starke Dehydrierung: Bei weniger Flüssigkeit im Körper konzentriert sich der Harnstoff im Blut.
  • Proteinreiche Ernährung: Der Verzehr von viel Protein erhöht den Ammoniakgehalt, der in mehr Harnstoff umgewandelt wird.
  • Bestimmte Medikamente: Diuretika, einige Antibiotika und Chemotherapeutika können die Nierenfunktion oder den Flüssigkeitshaushalt beeinträchtigen.
  • Herzinsuffizienz: Eine schlechte Blutversorgung der Nieren kann deren Fähigkeit zur Ausscheidung von Harnstoff beeinträchtigen.
  • Akute Erkrankungen: Beispielsweise Verbrennungen oder innere Blutungen im Verdauungstrakt erhöhen den Proteinabbau, wodurch der Harnstoffspiegel ansteigt.

Welche Symptome können auf einen hohen Harnstoffspiegel hinweisen?

Symptome treten erst bei stark erhöhtem Harnstoff auf. Die Anzeichen entwickeln sich erst im Laufe der Zeit, während sich Harnstoff ansammelt oder die Nieren schlechter arbeiten. Zu ihnen zählen:

  • Müdigkeit oder Schwäche
  • Übelkeit oder Erbrechen
  • Juckreiz
  • Schwellungen in den Beinen, Knöcheln oder Füßen
  • Kurzatmigkeit
  • Verwirrtheit oder Konzentrationsschwierigkeiten

Was sind die Ursachen eines niedrigen Harnstoffwerts?

Ein niedriger Harnstoff-Wert ist zwar seltener, kann aber schwere Folgen haben. Niedrige Blutwerte können auf eine Lebererkrankung, Mangelernährung oder Überwässerung hinweisen. Typische Gründe sind:

  • Lebererkrankungen: Die Leber produziert durch Schäden weniger Harnstoff.
  • Proteinarme oder Mangelernährung: Bei einem Proteinmangel im Körper steht weniger Ammoniak zur Bildung von Harnstoff zur Verfügung.
  • Überwässerung: Durch viel Wasser oder Infusionen kann der Harnstoffspiegel verdünnt werden.
  • Schwangerschaft: Das erhöhte Blutvolumen während der Schwangerschaft senkt den Harnstoffspiegel auf natürliche Weise.
  • Medikamente: Einige Medikamente beeinträchtigen die Funktion der Leber oder Nieren.

Symptome bleiben meist unauffällig, können aber bei ausgeprägtem Wertverlust auf Leber- und Stoffwechselstörungen hinweisen.

Tipps: Wie halten Sie Ihren Harnstoffspiegel im Gleichgewicht?

Um Ihren Harnstoffspiegel in einem gesunden Bereich zu halten, können Sie Ihre Nieren unterstützen. Hier finden Sie einfache und natürliche Tipps, die Ihnen dabei helfen können:

  • Ausreichend Trinken: Flüssigkeit hilft den Nieren, Abfallstoffe, darunter auch Harnstoff, effektiver auszuscheiden.
  • Ausgewogene Ernährung: Zu viel Eiweiß, insbesondere rotes Fleisch, kann den Harnstoffspiegel erhöhen. Vermeiden Sie exzessiv eiweißreiche Kost, aber auch Mangelernährung.
  • Bewegung & gesunde Gewohnheiten: Bewegen Sie sich regelmäßig, vermeiden Sie verarbeitete Lebensmittel, kontrollieren Sie Ihren Blutdruck und verzichten Sie auf Rauchen oder einen übermäßigen Alkoholkonsum.
  • Medikamente beachten: Überprüfen Sie mit Ihrem Arzt, ob Arzneimittel die Nierenfunktion oder den Harnstoff beeinflussen könnten.
  • Blutwerte kontrollieren: Lassen Sie Ihren HST-Blutwert regelmäßig ärztlich überprüfen, besonders bei Risikofaktoren wie Diabetes, Bluthochdruck, Nierenerkrankungen oder fortgeschrittenem Lebensalter.

Wann sollten Sie einen Arzt aufsuchen?

Sie sollten einen Arzt aufsuchen, wenn Ihre Harnstoffwerte außerhalb des Normalbereichs liegen. Bei anhaltenden Symptomen wie Schwellungen, Müdigkeit, Übelkeit, Verwirrtheit oder Veränderungen der Harnfrequenz benötigen Sie möglicherweise ärztliche Hilfe.

Abnormale Nierenwerte können auf Probleme mit Organen oder dem Stoffwechsel hinweisen. Ein Arzt oder eine Ärztin kann feststellen, ob weitere Untersuchungen oder Behandlungen erforderlich sind.

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