Anaphylaktischer Schock: Ursachen, Symptome, Behandlung


Veröffentlicht: 06/08/2025
Zuletzt aktualisiert: 07/08/2025
Ein anaphylaktischer Schock – auch Anaphylaxie oder Allergieschock genannt – ist eine plötzliche, lebensbedrohliche allergische Reaktion, die sofort nach dem Kontakt mit einem Allergen auftreten kann.
In diesem Artikel erfahren Sie, was während einer anaphylaktischen Reaktion im Körper passiert, welche häufigen Auslöser es gibt und an welchen Warnzeichen Sie einen allergiebedingten Schock erkennen. Außerdem finden Sie heraus, wie Sie sich vorbereiten können – egal, ob Sie selbst von Allergien betroffen sind oder anderen im Notfall helfen wollen.
Anaphylaktischer Schock: Was sind die wichtigsten Erkenntnisse?
- Definition: Ein anaphylaktischer Schock ist eine schwere und potenziell tödliche allergische Reaktion, die eine sofortige Behandlung erfordert.
- Ursachen: Häufige Auslöser sind Lebensmittel, Insektenstiche, Medikamente und Latex.
- Verbreitung: Eine lebensbedrohliche Anaphylaxie erleben pro Jahr etwa 8 bis 10 von 100.000 Menschen.
- Symptome: Die Anzeichen treten meist innerhalb von Minuten auf und können Atemnot, Schwellungen und Bewusstlosigkeit umfassen.
- Erste Hilfe: Vorbereitung und gezielte Maßnahmen können Leben retten – bei sich selbst oder anderen.
Was passiert bei einer Anaphylaxie im Körper?
Eine anaphylaktische Reaktion entsteht, wenn das Immunsystem übermäßig aggressiv auf einen harmlosen Auslöser reagiert. Menschen mit schweren Allergien besitzen bereits IgE-Antikörper, die das Allergen wiedererkennen. Beim nächsten Kontakt signalisieren sie Immunzellen, dass sie spezielle Botenstoffe wie Histamin freisetzen sollen. Diese wiederum lösen eine Kettenreaktion aus, die zu einer anaphylaktischen Schockreaktion führt.
Dabei erweitern sich die Blutgefäße plötzlich, der Blutdruck fällt rapide ab, die Atemwege verengen sich und die Atmung wird erschwert. Schwellungen an Hals, Zunge oder Lippen können die Luftzufuhr zusätzlich blockieren. Weitere Symptome wie Nesselsucht, Übelkeit oder Erbrechen folgen oft schnell. Durch den fallenden Blutdruck sinkt die Sauerstoffversorgung, sodass Betroffene benommen, verwirrt oder bewusstlos werden können. Wird er nicht sofort behandelt, kann ein solcher Schock tödlich enden.
Wie häufig ist ein allergischer Schock?
Wie verbreitet die Anaphylaxie ist, kann schwer eingeschätz werden, weil die Erkrankung nicht meldepflichtig ist. Daten aus dem Anaphylaxie-Register zeigen, dass 2015 etwa 4 bis 8 pro 100.000 Menschen wegen einer schweren allergischen Reaktion auf Nahrungsmittel ins Krankenhaus eingewiesen wurden. Anaphylaxie.net verzeichnet 10.634 abgeschlossene Fälle von Anaphylaxie für Deutschland. In Wie verbreitet ist Anaphylaxie? berichtet der Allergieinformationsdienst von 8 bis 10 Betroffenen unter 100.000 Menschen pro Jahr. Damit zählt Anaphylaxie zu den seltenen Erkrankungen.
Was sind die häufigsten Auslöser eines anaphylaktischen Schocks?
Anaphylaxie wird meist durch Allergene ausgelöst. Das Immunsystem betrachtet diese eigentlich harmlosen Stoffe als Bedrohung und startet eine schwere allergische Reaktion. Bei Allergikern mit dem Risiko einer Anaphylaxie reichen häufig reichen bereits kleinste Spuren, um einen Allergieschock​ auszulösen. Zu den häufigsten Allergenen, die einen anaphylaktischen Schock auslösen können, gehören:
- Nahrungsmittel: z. B. Nüsse wie Erdnüsse, Meeresfrüchte, Eier, Milchallergie
- Insektengift: etwa von Bienen, Hornissen oder ein Wespenstich
- Medikamente: Penicillin, Aspirin oder andere
- Latex: Es ist oft in Handschuhen oder Luftballons enthalten und kann eine Kontaktallergie verursachen
Woran erkenne ich einen Allergieschock?
Viele bemerken ihre Allergie erst nach einer ersten schweren anaphylaktischen Reaktion. Sie muss nicht immer gleich aussehen und kann schleichend beginnen. Treten nach dem Essen, der Medikamenteneinnahme oder einem Insektenstich typische Symptome bei Ihnen oder bei anderen auf, holen Sie sofort ärztliche Hilfe. Zu den Beschwerden gehören:
- Atemnot, Kurzatmigkeit
- Schwellung von Gesicht, Lippen, Zunge oder Rachen
- Nesselsucht, Hautausschlag, Jucken oder Rötung
- Schwindel, Ohnmacht, Verwirrtheit
- Übelkeit, Erbrechen, Bauchkrämpfe
- Rascher oder schwacher Puls
- Plötzlicher Blutdruckabfall, der schlimmstenfalls zu einem Kreislaufstillstand führen kann
Was sind die Anaphylaxie-Grade?
Mediziner der Allergologie unterteilen eine anaphylaktische Reaktion in verschiedene Grade bzw. Stadien. Sie sind davon abhängig, welche Organe beteiligt sind und welche Auswirkung sie auf den gesamten Organismus haben.
Stadium | Anzeichen |
Grad 1 | Juckreiz oder Quaddeln an Haut und Schleimhäuten |
Grad 2 | Zusätzlich Kreislauf- oder Magen-Darm-Beschwerden (Schwindel, Übelkeit) |
Grad 3 | Atemnot, Krämpfe, Blutdruckabfall |
Grad 4 | Kreislaufstillstand, Atemstillstand (schwerster, lebensbedrohlicher allergischer Schock) |
Was soll ich tun, wenn jemand eine Anaphylaxie hat?
Zeit ist entscheidend: Warten Sie nicht ab, sondern handeln Sie sofort. Diese Maßnahmen​ zur ersten Hilfe können Betroffene vor schlimmen Folgen bewahren:
- Notfallmedikation verabreichen: Bei Betroffenen mit Allergie-Notfallset sollte der Adrenalin Autoinjektor (z. B. EpiPen) sofort in den Oberschenkel gespritzt werden, notfalls durch die Kleidung. Er lindert die Symptome, indem die Atemwege geöffnet, der Blutdruck erhöht und Schwellungen reduziert werden.
- Notruf absetzen: Wählen Sie den 112, auch wenn das Notfall-Medikament bereits appliziert wurde.
- Betroffene flach lagern: Legen Sie die Person möglichst flach hin und lagern Sie die Beine hoch, um den Blutdruck zu stabilisieren. Die stabile Seitenlage kann helfen. Bei Atemnot sollte sie besser aufrecht sitzen.
- Betroffene überwachen: Die Betreuungspersonen sollten den Allergiker beruhigen, ihn nicht essen oder trinken lassen oder ihm Medikamente oral verabreichen.
- Bei Verschlimmerung: Sollte die betroffene Person bewusstlos werden oder die Atmung aussetzen, sollten Sie die Wiederbelebung einleiten, bis Rettung kommt.
- Medizinische Versorgung: Ärztinnen und Ärzte können Behandlungsmethoden wie Sauerstoff, Injektionen, Antihistaminika oder Steoide nutzen, um den Zustand der Betroffenen zu stabilisieren und Folgen zu verhindern.
Welche Vorbereitung gibt es für schwere Allergien?
Gute Vorbereitung gibt Sicherheit. Hier finden Sie Tipps für Akuttherapie und Management schwerer allergischer Reaktionen, damit Sie für den Fall einer plötzlichen Anaphylaxie gewappnet sind.
- Adrenalin-Autoinjektor tragen: Haben Sie immer einen EpiPen oder ein ähnliches Notfallset dabei und stellen Sie sicher, dass Sie wissen, wie Sie es anwenden.
- Umfeld informieren: Bereiten Sie Personen in Ihrem Freundeskreis, der Schule oder am Arbeitsplatz auf mögliche Maßnahmen vor.
- Alarm nutzen: Tragen Sie ein Notfallarmband, um im Notfall schnell Hilfe zu erhalten. Auch eine Notfall-Informationskarte oder ein Smartphone-Notfallpass können im Ernstfall wichtige Allergie-Informationen liefern.
- Allergene meiden: Wenn Ihnen der Allergieauslöser bekannt ist, vermeiden Sie den Kontakt.
- Zutaten prüfen: Lesen Sie Etiketten von Lebensmitteln, um mögliche Allergene auszuschließen. Fragen Sie nach den Zutaten, wenn Sie auswärts essen.
- Therapie einleiten: Informieren Sie sich bei Ihrem Arzt oder Ihrer Allergologin, ob eine Immuntherapie wie die Hyposensibilisierung für Sie infrage kommt.
Wie kann ich Betroffene unterstützen, wenn sie Allergien haben?
Sie können Angehörige und Freunde unterstützen, indem Sie ihre Allergien kennen und wissen, wie sie im Notfall handeln sollten. Hier sind einige Tipps, um Betroffenen im Alltag zu helfen:
- Kennen Sie ihre riskanten Allergene und vermeiden Sie diese Substanzen.
- Kennen Sie die Symptome der Anaphylaxie, z. B. Atemnot, Schwellungen oder Schwindel.
- Halten Sie wichtige Telefonnummern bereit.
- Besprechen Sie die Handhabung eines Adrenalin-Autoinjektors.
- Legen Sie gemeinsam einen Notfallplan fest und halten Sie ihn griffbereit.
- Überprüfen Sie regelmäßig die Medikamententasche und den Ausweis.
- Kontrollieren Sie die Zutaten beim gemeinsamen Essen.
Wie wird eine schwere anaphylaktische Reaktion behandelt?
Der anaphylaktische Schock ist ein medizinischer Notfall, der schnelles Handeln erfordert. Zur Therapie gehören die folgenden Schritte:
- Notfallset nutzen: Adrenalin-Autoinjektor bei den ersten Anzeichen anwenden.
- Behandlung im Krankenhaus: Anschließend kann medizinisches Fachpersonal eine Behandlung mit Sauerstoffgabe, Infusionen, einem Antihistaminikum oder Cortison einleiten. In schweren Fällen können eine Beatmung und Kreislaufunterstützung notwendig werden.
- Ziel: Die Akuttherapie soll Folgeschäden verhindern und Spätfolgen eines anaphylaktischen Schocks vermeiden.
In der Regel heilt eine anaphylaktische Reaktion ohne bleibende Schäden ab, wenn sie rechtzeitig behandelt wird. In seltenen Fällen können auch Spätfolgen​ auftreten. Zu ihnen gehören Erschöpfung, Konzentrationsprobleme, Angst vor einer erneuten Reaktion oder selten auch Organschäden durch längeren Sauerstoffmangel.
Wie kann ich nach einem anaphylaktischen Schock für meine Gesundheit sorgen?
Nach einer Anaphylaxie braucht der Körper Ruhe. Auch wenn die Reaktion erfolgreich behandelt wurde, können Stunden später erneute Reaktionen auftreten. Sie werden biphasische Reaktionen genannt. Betroffene sollten im Anschluss ärztlich überwacht werden, falls sie länger krank sind. Zur Nachsorge gehört:
- Viel Schlaf und körperliche Erholung
- Rücksprache mit Ärztin oder Allergologen zur Ursachenklärung und Anpassung der Therapie
- Medikamente kontrollieren und das Notfallset gegebenenfalls ersetzen
- Reaktion reflektieren: Wie können Sie sich besser schützen?
- Bei wiederkehrenden Attacken: Mögliche Hyposensibilisierung besprechen
Wenn Sie den Verdacht auf eine Allergie haben, ist ein Test der erste Schritt, um Ihr persönliches Risiko zu ermitteln. Machen Sie den Lebensmittelallergie-Test, um potenziell lebensbedrohliche Reaktionen frühzeitig zu erkennen.