Stresshormon Cortisol: Bedeutung, Blutwert und Funktion

Eine Frau gähnt, weil der Spiegel an Cortisol niedrig ist.
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Veröffentlicht: 18/11/2025
Zuletzt aktualisiert: 21/11/2025

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Cortisol wird oft als das Stresshormon des Körpers bezeichnet – doch seine Wirkung reicht weit darüber hinaus. Im Verborgenen steuert das Hormon viele weitere Prozesse: Es reguliert die Energie, Stimmung und viele lebenswichtige Abläufe. Hier erfahren Sie, wie Cortisol im Körper wirkt, warum der Cortisolspiegel​ schwanken kann und welche Folgen niedrige oder erhöhte Blutwerte haben können.

Was ist das Wichtigste zu Kortisol im Überblick?

  • Wirkung: Cortisol wird in der Nebennierenrinde gebildet und steuert zentrale Körperfunktionen wie den Energiehaushalt, die Immunabwehr, den Blutdruck und Entzündungsreaktionen.
  • Tagesverlauf: Der Cortisolspiegel erreicht am Morgen seinen Höhepunkt und sinkt bei Entspannung am Abend.
  • Folgen: Gerät das hormonelle Gleichgewicht aus der Balance, kann das gesundheitliche Folgen haben – etwa Insulinresistenz, einen erhöhten Blutdruck, Gewichtszunahme, Müdigkeit oder eine geschwächte Immunabwehr.
  • Vorbeugung: Eine gesunde Lebensweise und regelmäßige ärztliche Kontrollen helfen, den Cortisolspiegel stabil zu halten.

Was ist Cortisol?

Das Hormon Cortisol (auch Kortisol) hat eine große Bedeutung für viele Prozesse im Körper​. Es handelt sich um ein Steroidhormon, das die Nebenniere produziert. Beide Nebennieren liegen direkt über den Nieren. Es gelangt ins Blut, wenn das Gehirn über die sogenannte Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren-Achse (HPA-Achse) ein Signal sendet – das wichtigste Steuerungssystem der Stressreaktion im Körper.

Cortisol trägt dazu bei, dass Sie wach, konzentriert und leistungsfähig bleiben. Wenn Sie kurzfristig viel leisten müssen, werden Cortisol, Noradrenalin und Adrenalin ausgeschüttet. Dabei werden Atem und Herzschlag schneller. Kortisol hilft dem Körper, sich an Belastungen anzupassen, und unterstützt den Energiehaushalt sowie das Immunsystem dabei, Entzündungsprozesse zu hemmen.

Welche Funktion hat Cortisol im Körper?

Cortisol übernimmt im Körper zahlreiche Aufgaben. Es reguliert den Stoffwechsel, fördert die Energieproduktion und hält wichtige Systeme im Gleichgewicht, unter anderem:

  • Glukoseproduktion: Cortisol signalisiert der Leber, aus Fetten und Proteinen Glukose zu bilden. So bleibt die Energieversorgung des Körpers konstant.
  • Energiebereitstellung: Es hilft dabei, gespeicherte Energie zu aktivieren, die der Körper besonders in Stresssituationen oder bei physischer Belastung braucht.
  • Immunsystem: Cortisol reguliert das Immunsystem und verhindert übermäßige Reaktionen.
  • Entzündungskontrolle: Das Hormon hemmt Entzündungen und schützt so vor Gewebeschäden.
  • Blutdruck: Es stabilisiert den Blutdruck und trägt so zur gesunden Durchblutung bei.

In Stresssituationen steigert Cortisol kurzfristig den Blutzucker, erhöht die Wachsamkeit und unterstützt schnelle Reaktionen. Sobald der Stress abklingt, sinkt der Spiegel​ wieder. Dieses fein abgestimmte System trägt dazu bei, dass der Körper widerstandsfähig bleibt.

Normwerte: Wie verändert sich der Kortisolspiegel im Tagesverlauf?

Der Cortisolspiegel folgt einem natürlichen Tagesrhythmus, dem sogenannten zirkadianen Zyklus. So passt sich der Körper an den Tag-Nacht-Wechsel an. Morgens ist der Cortisolwert am höchsten. Er sorgt dafür, dass Sie wach und energiegeladen in den Tag starten. Am Nachmittag sinkt der Spiegel langsam, während Ihr Körper die gespeicherte Energie nutzt. Am Abend erreicht der Cortisolwert seinen Tiefpunkt – ideal, um sich zu entspannen und erholsam zu schlafen.

Cortisolwerte können über das Blutbild, den Urin oder über den Speichel ermittelt werden. Die Abkürzung ist in Laborbefunden manchmal als „CORT“ angegeben. Um den Wert zuverlässig zu bestimmen, sollte er über mehrere Tage hinweg zu verschiedenen Tageszeiten gemessen werden. Die Normwerte entsprechen Richtlinien, die je nach Labor, Messmethode und individuellen Faktoren leicht variieren können. Bei den meisten Erwachsenen Männern und Frauen gelten morgens um 8 Uhr folgende Referenzbereiche:

Uhrzeit der UntersuchungSpeichelBlut
Beim Aufwachen0,50 – 8,47 µg/L4,8–19,5 µg/dl
30 min nach Aufwachen1,04 – 12,83 µg/L
1 Std. nach Aufwachen0,65 – 8,23 µg/L
6 Std. nach Aufwachen0,22 – 2,65 µg/L2,5 – 11,9 µg/dl
14 Std. nach Aufwachen0,07 – 0,91 µg/Lunter 5,0  µg/dl

Cortisol und Stress: Was sind mögliche Ursachen für einen erhöhten Cortisolspiegel?

Der Cortisolspiegel kann aus vielen Gründen schwanken. Es gibt mehrere Auslöser, die einen Anstieg des Hormons bewirken. Unter den möglichen Ursachen sind:

  • Chronischer Stress, Angst oder Depressionen
  • Schlafmangel oder ein gestörter Schlafrhythmus
  • Übermäßiger Koffein- oder Alkoholkonsum
  • Intensive sportliche Aktivität
  • Einnahme von Kortikosteroid-Medikamenten
  • Erkrankungen wie das Cushing-Syndrom, bei dem die Nebennierenrinde zu viel Cortisol produziert 
  • Infektionen oder Entzündungen, die den Kortisolspiegel temporär ansteigen lassen

Bleibt der Cortisolspiegel dauerhaft zu hoch oder zu niedrig, kann das verschiedene Beschwerden auslösen – von Erschöpfung bis zu ernsthaften Erkrankungen.

Welche gesundheitlichen Folgen hat ein hoher Cortisolwert?

Ein dauerhaft hoher Wert an Cortisol wirkt sich nahezu auf den ganzen Körper aus. Typische Folgen sind:

  • Gewichtszunahme: Besonders im Bauchbereich, oft ausgelöst durch Veränderungen im Stoffwechsel und in der Fettspeicherung
  • Hoher Blutdruck: Cortisol beeinflusst Gefäße und Salzhaushalt, was für Bluthochdruck sorgen kann.
  • Blutzuckerprobleme: Erhöhter Glukosewert und gesteigertes Risiko für Insulinresistenz oder Typ-2-Diabetes.
  • Geschwächtes Immunsystem: Der Körper reagiert langsamer auf Krankheitserreger.
  • Muskeln und Knochen: Ein langfristig erhöhter Cortisol-Wert kann Muskelabbau und eine verminderte Knochendichte begünstigen.
  • Schlafstörungen: Ein zu hoher Cortisolspiegel kann den Schlafrhythmus stören.
  • Stimmungsschwankungen: Angst, Reizbarkeit, depressive Verstimmungen oder Konzentrationsprobleme treten häufig auf.

Ist das Cortisol dauerhaft zu hoch, kann das auf das Cushing-Syndrom hinweisen – eine Erkrankung, die ärztlich behandelt werden muss. Doch auch leichter chronischer Stress genügt, um langfristig zu viel Cortisol zu produzieren.

Was geschieht, wenn der Cortisolspiegel zu niedrig ist?

Wenn das Cortisollevel absinkt, fällt es dem Körper zunehmend schwer, auf Stress zu reagieren und Energie bereitzustellen. Die Ursachen für einen zu niedrigen Cortisolspiegel sind häufig:

  • Funktionsstörungen der Nebennieren oder der Hypophyse (Hirnanhangdrüse),etwa bei der Addison-Krankheit
  • Längere Einnahme von Kortikosteroiden, die die natürliche Hormonproduktion drosseln
  • Schwere Erschöpfung oder akute Erkrankungen
  • Hormonelle Veränderungen, etwa in der Schwangerschaft oder den Wechseljahren

Was sind gesundheitliche Folgen von Cortisolmangel?

Bleibt der Cortisolspiegel über einen längeren Zeitraum niedrig, können in der Folge einige Körperfunktionen aus dem Gleichgewicht geraten. Zu den typischen Beschwerden gehören:

  • Müdigkeit und Schwäche: Betroffene fühlen sich selbst nach ausreichender Erholung kraftlos und erschöpft.
  • Niedriger Blutdruck: Mangelndes Cortisol kann zu Schwindel, Benommenheit oder kurzzeitiger Ohnmacht führen.
  • Gewichtsverlust und Appetitveränderungen: Ein geringerer Appetit und unbeabsichtigter Gewichtsverlust sind häufige Anzeichen.
  • Niedriger Blutzucker (Hypoglykämie): Der Körper reagiert empfindlich auf Nahrungspausen – Zittern, Schwitzen und Verwirrung können auftreten.
  • Muskel- und Gelenkschmerzen: Ein Mangel an Cortisol kann sich in Muskelschwäche oder krampfartigen Schmerzen äußern.
  • Verdauungsprobleme: Übelkeit, Erbrechen oder Bauchbeschwerden treten nicht selten auf.
  • Heißhunger auf Salz: Ein starkes Verlangen nach salzigen Lebensmitteln weist auf einen erhöhten Natriumbedarf hin.
  • Häufige Infektionen: Das Immunsystem wird schwächer.
  • Stimmungsschwankungen: Reizbarkeit, Ängstlichkeit oder depressive Verstimmungen sind typische Begleiterscheinungen.

Ein dauerhaft niedriger Cortisol Blutwert kann auf eine Funktionsstörung der Nebennierenrinde hinweisen. Daher ist es wichtig, anhaltende Symptome ärztlich abklären zu lassen.

Wie können Sie einen gesunden Cortisolspiegel unterstützen?

Mit gesunden Gewohnheiten und gegebenenfalls einer medizinischen Begleitung können Sie Ihren Körper dabei unterstützen, den Cortisolspiegel zu stabilisieren und das Stresshormon im Gleichgewicht zu halten. Hilfreich sind:

  • Ausreichend Schlaf: Erwachsene benötigen 7 bis 9 Stunden pro Nacht, um Stress abzubauen und das hormonelle Gleichgewicht zu fördern.
  • Ausgewogene Ernährung: Eine Kombination aus Eiweiß, Vollkornprodukten, Obst und Gemüse hilft, den Energie- und Blutzuckerspiegel aufrecht zu erhalten. Magnesiumreiche Lebensmittel wie Blattgemüse oder Nüsse sowie Vitamin C können den Abbau von Stresshormonen unterstützen.
  • Bewegung: Moderate Aktivität – etwa Spazierengehen, Yoga oder Radfahren – reguliert Cortisol und verbessert die Stimmung.
  • Entspannungstechniken: Atemübungen, Achtsamkeit oder Meditation helfen, Anspannung zu lösen
  • Erholungsphasen: Kurze Pausen, Lesen oder das Hören beruhigender Musik können Cortisol senken.
  • Koffein und Alkohol reduzieren: Beides kann Cortisolspitzen auslösen und die Schlafqualität beeinträchtigen.

Wann sollten Sie einen Arzt aufsuchen?

Sie sollten sich an eine Ärztin wenden, wenn Sie häufig erschöpft, ängstlich oder unruhig sind oder unerklärliche Veränderungen bei Ihrem Gewicht, dem Schlaf oder Ihrer Stimmung bemerken. Auch Symptome wie Schwindel, Bluthochdruck oder anhaltende Müdigkeit sollten ernst genommen werden.

Ein einfacher Hormontest im Blut oder Speichel zeigt, ob Ihr Cortisol-Wert innerhalb der Normalwerte liegt. Diese Tests helfen Ärztinnen und Ärzten, hormonelle Ungleichgewichte frühzeitig zu erkennen und gezielt zu behandeln.

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