Schilddrüsenunterfunktion: Ursachen, Symptome und Behandlung


Veröffentlicht: 26/09/2025
Zuletzt aktualisiert: 26/09/2025
Die Schilddrüse ist zwar klein, aber sie beeinflusst viele lebenswichtige Bereiche im Körper. Wenn sie zu wenige Hormone produziert, spricht man von einer Schilddrüsenunterfunktion. In Deutschland sind etwa 5 Prozent der Menschen betroffen. Viele bemerken die Krankheit jedoch lange nicht, weil die Symptome denen von Stress oder dem Alterungsprozess ähneln. Bleibt die Erkrankung unbehandelt, können die Energie, Stimmung und sogar Ihre gesamte Gesundheit darunter leiden.
In diesem Artikel erfahren Sie, wie Sie die wichtigsten Anzeichen erkennen, welche Ursachen infrage kommen, wie die Diagnose abläuft und welche Therapien möglich sind.
Was ist das Wichtigste zur Schilddrüsenunterfunktion im Überblick?
- Bedeutung: Eine Schilddrüsenunterfunktion führt zu Müdigkeit, Gewichtszunahme, einer depressiven Verstimmung und anderen Beschwerden. Unbehandelt können sogar ernste Folgeerkrankungen entstehen.
- Ursachen: Vererbung und genetische Veranlagung können das Risiko deutlich erhöhen, geben aber auch Aufschluss über eine personalisierte Therapie.
- Behandlung: Medikamente, eine gesunde Ernährung und regelmäßige Kontrolluntersuchungen tragen dazu bei, die Schilddrüsenwerte im Normalbereich zu halten.
Was ist eine Schilddrüsenunterfunktion?
Unter einer Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) versteht man einen Hormonmangel, weil die Schilddrüse zu wenig von den Schilddrüsenhormonen produziert. Das sind:
- T4 (Thyroxin)
- T3 (Triiodthyronin)
- Calcitonin
Die Schilddrüse sitzt wie ein Schmetterling vorne am Hals und reguliert durch Hormone den Stoffwechsel, das Herz-Kreislauf-System, die Temperatur, das Wachstum und die Entwicklung der Organe.
Normalerweise gibt die Hirnanhangdrüse (Hypophyse) über das Hormon TSH den Befehl zur Hormonfreisetzung. Ohne die Rückmeldung bleibt auch die Produktion von Schilddrüsenhormonen aus und die Hormonspiegel sinken in Blut und Gewebe. Das wirkt sich auf alle Organe und Körperfunktionen aus.
Was sind die Symptome einer Schilddrüsenunterfunktion?
Wenn die Funktion der Schilddrüse eingeschränkt ist, entwickelt sich eine Unterfunktion oft langsam und schleichend. Viele Anzeichen für eine Schilddrüsenunterfunktion werden lange übersehen und oft für normale Alterserscheinungen oder Stress gehalten. Typische Symptome sind:
- Ständige Müdigkeit, Erschöpfung, Schwäche
- Unerklärliche Gewichtszunahme
- Trockene, blasse und kühle Haut, brüchige Nägel
- Haarausfall und dünnes Haar
- Geschwollenes, manchmal aufgedunsenes Gesicht
- Frieren, Kälteempfindlichkeit, niedriger Puls
- Schmerzen in Muskeln und Gelenken, Muskelsteifigkeit
- Konzentrationsprobleme, verlangsamtes Denken
- Depressive Verstimmungen, Antriebsmangel
- Tiefe, heisere Stimme, langsame Sprache
- Verstopfung, verlangsamte Verdauung
- Unregelmäßige Monatsblutung oder Fruchtbarkeitsstörungen bei Frauen
- Libidoverlust
- Schwellung der Schilddrüse (Struma oder Kropf)
- Flüssigkeitsansammlung um die Augen (Lidödeme) und Schwellungen im Gesicht und an den Augenlidern (Myxödem)
- Langsamer Herzschlag, gestörter Blutdruck, Herzinsuffizienz
Nicht immer treten alle Beschwerden gleichzeitig auf. Die Symptome der Unterfunktion können sich auch je nach Geschlecht und Alter unterscheiden: Frauen mit Schilddrüsenunterfunktion zeigen öfter Fruchtbarkeits- oder Zyklusprobleme, bei Männern kommt häufiger eine verminderte Libido oder Muskelschwäche vor. Ältere Menschen erleben teilweise Gedächtnislücken und Müdigkeit, die auch der Alterung zugeschrieben werden können. Kinder und Jugendliche können Wachstumsverzögerungen, Müdigkeit und Konzentrationsprobleme zeigen.
Welche Ursachen hat die Unterfunktion der Schilddrüse?
Die Schilddrüsenunterfunktion kann verschiedene Ursachen haben. Sie können in primäre und sekundäre beziehungsweise tertiäre Formen unterteilt werden. Eine primäre Schilddrüsenunterfunktion entsteht durch eine Störung der Schilddrüse selbst, zum Beispiel durch eine Autoimmunerkrankung, Operationen oder Jodmangel. Von einer sekundären oder tertiären Unterfunktion spricht man, wenn die Ursache in übergeordneten Steuerungszentren wie der Hirnanhangdrüse (Hypophyse) oder dem Hypothalamus liegt. Die primäre Form ist deutlich häufiger als die anderen. Zu den Ursachen für eine Schilddrüsenunterfunktion gehören unter anderem:
- Autoimmunerkrankungen: Die häufigste Ursache ist die Hashimoto Thyreoiditis, bei der das Immunsystem fälschlicherweise die Schilddrüse angreift und die Hormonproduktion einschränkt.
- Medizinische Eingriffe: Operationen zur Entfernung der Schilddrüse oder Strahlentherapie bei Krebs und anderen Erkrankungen können ihre Aktivität verlangsamen oder stoppen.
- Jodmangel: In Industrieländern ist er zwar selten, aber eine zu geringe Jodzufuhr über die Nahrung kann die Schilddrüsenfunktion beeinträchtigen.
- Medikamente: Bestimmte Mittel gegen Herzkrankheiten, Krebs oder psychiatrische Erkrankungen können die Schilddrüse beeinflussen.
- Genetische Ursachen: Manche Menschen haben aufgrund ihrer Gene oder einer angeborenen Hypothyreose eine geringe Hormonproduktion.
- Andere Grunderkrankungen: Die Unterfunktion kann eine Nebenwirkung von Zysten, Tumoren, Schilddrüsenentzündungen oder Störungen der Hypophyse sein.
Welche Rolle spielen Vererbung und Gene?
Ihre Gene bestimmen maßgeblich, wie Ihre Schilddrüse arbeitet. Forschungsergebnisse wie Genetics of Thyroid Function and Disease deuten darauf hin, dass etwa zwei Drittel der Schwankungen bei Schilddrüsen-stimulierenden Hormonen mit genetischen Faktoren zusammenhängen. Das bedeutet, dass manche Menschen von Natur aus anfälliger für eine Unterfunktion der Schilddrüse sind. In seltenen Fällen ist die Hypothyreose angeboren.
Dabei können etwa Mutation in Genen wie TPO, TG oder DUOX2 die Hormonproduktion beeinflussen. Auch das FTO-Gen, das häufig mit genetisch bedingtem Übergewicht in Verbindung steht, kann die Schilddrüsenfunktion beeinflussen. Autoimmunerkrankungen der Schilddrüse, wie die Hashimoto-Thyreoiditis, treten häufig familiär gehäuft auf.
Eine Veranlagung auf der DNA garantiert zwar nicht, dass Sie eine Schilddrüsenunterfunktion entwickeln, erhöht jedoch Ihr Risiko. Wer eine Schilddrüsenunterfunktion in der Familie hat, sollte häufiger die Werte kontrollieren und bei Beschwerden früh ärztlichen Rat suchen.
Wie wird eine Schilddrüsenunterfunktion getestet?
Im Gespräch mit der Ärztin werden die Symptome, Ihre Vorgeschichte und mögliche Risikofaktoren erfasst. Bei einer kurzen Untersuchung überprüfen sie Schwellungen oder einen Kropf am Hals sowie typische Veränderungen an der Haut und den Haaren. Die wichtigste Methode bei der Diagnostik ist allerdings die Blutuntersuchung auf Schilddrüsenhormone. Die folgenden Werte richten sich nach den Altersabhängigen Referenzwerten des IMD Berlin und Schilddrüsenwerte.
- TSH: Das Thyreoidea-stimulierendes Hormon liegt für Erwachsene bei einer Unterfunktion meist höher als 4,94 mU/l.
- T4 und T3: Diese Schilddrüsenhormone sind hingegen meist zu niedrig. Bei Thyroxin (T4) liegt der Wert unter 5,5 ng/dl, bei Trijodthyronin (T3) sind es weniger als 0,9 ng/ml.
Manchmal prüfen Ärzte zusätzliche Werte oder führen einen Ultraschall durch. Bei Verdacht auf eine sekundäre Schilddrüsenunterfunktion – also wenn die Störung ihren Ursprung in der Hypophyse oder im Hypothalamus hat – wird zunächst ein Cortisolmangel ausgeschlossen. Wenn die Behandlung trotz Mangel eingeleitet wird, kann das nämlich zu einer lebensbedrohlichen Nebennierenkrise führen, wenn die Schilddrüsenhormone verabreicht werden. Mit der sicheren Diagnose der Hypothyreose kann die Behandlung beginnen.
Kann genetische Diagnostik bei der Schilddrüsengesundheit helfen?
Eine genetische Untersuchung wird bislang nicht routinemäßig zur Diagnose der Schilddrüsenunterfunktion genutzt. Bluttests bleiben der zuverlässigste Weg, um eine Unterfunktion festzustellen. Trotzdem kann ein Gentest nützliche Hinweise darüber geben, warum bestimmte Familien besonders häufig betroffen sind.
Genetische Tests identifizieren Varianten in Genen, die Auswirkung auf die Schilddrüsenfunktion haben. So können Menschen mit Risikogenen oder familiären Prädisposition für Schilddrüsenunterfunktion besser überwacht werden. Eine mögliche Behandlung kann frühzeitig eingeleitet werden, noch bevor mögliche Symptome auftreten. Personen mit starker familiärer Belastung sollten daher eine Beratung und engmaschige Kontrollen in Anspruch nehmen.
Wie wird eine Schilddrüsenunterfunktion behandelt?
Die Unterfunktion ist nicht heilbar. Die Standardtherapie der Schilddrüsenunterfunktion besteht darin, lebenslang Levothyroxin bzw. L-Thyroxin einzunehmen. Das ist ein künstliches Schilddrüsenhormon. Das Medikament ersetzt die fehlenden Hormone und bringt somit den Hormonspiegel ins Gleichgewicht.
Die Dosierung wird dabei individuell angepasst. Sie richtet sich danach, wie die TSH-Werte und Symptome sich entwickeln. Wichtig ist, L-Thyroxin täglich zur selben Zeit einzunehmen, idealerweise morgens auf nüchternen Magen. Lassen Sie auch Ihre Blutwerte regelmäßig überprüfen, damit die Therapie optimal angepasst werden kann.
Wie können Sie Ihre Schilddrüsengesundheit durch den Lebensstil unterstützen?
Gesunde Gewohnheiten können eine Schilddrüsenunterfunktion zwar nicht heilen, aber die Therapie ergänzen und Ihnen helfen, sich besser zu fühlen. Zu den hilfreichen Strategien gehören:
- Ernähren Sie sich ausgewogen: Nehmen Sie nährstoffreiche Lebensmittel zu sich, um die Gesundheit der Schilddrüse zu unterstützen. Dazu gehört Nahrung mit ausreichend Selen, Zink, Jod, Eisen, Vitamin D und B12.
- Vermeiden Sie „verbotene“ Lebensmittel: Auch wenn es prinzipiell keine schlechten Lebensmittel gibt, sollten Sie Nahrungsmittel einschränken, die die Schilddrüsenfunktion beeinträchtigen. Beispiele hierfür sind verarbeitete Lebensmittel oder Soja und Kreuzblütler wie Kohl in großen Mengen.
- Treiben Sie regelmäßig Sport: Aktivitäten wie Spazierengehen, Schwimmen oder Krafttraining steigern die Energie, verbessern die Stimmung und helfen dabei, ein gesundes Gewicht zu halten oder beim Abnehmen.
- Gehen Sie bewusst mit Stress um: Durch gesunden Schlaf, Achtsamkeit, Yoga, Atmenübungen oder Hobbys können Sie die Belastung für Ihren Körper reduzieren und Ihre allgemeine Gesundheit verbessern.
Wann sollten Sie zum Arzt gehen?
Wenn Sie anhaltende Symptome wie Müdigkeit, Zunahme von Gewicht, Haarausfall oder Stimmungsschwankungen feststellen, sollten Sie einen Schilddrüsen-Test machen lassen. Auch bei bekannter Unterfunktion ist eine regelmäßige Kontrolle ratsam. Holen Sie sich ärztlichen Rat, um Medikamente zu erhalten oder die Dosierung anzupassen.