Gluten: Allergie, Unverträglichkeit oder Zöliakie?

Ein Tisch voller Brot, Gebäck und Mehl mit Gluten.
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Veröffentlicht: 06/11/2024
Zuletzt aktualisiert: 11/03/2025

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Wenn Sie nach dem Verzehr von Gluten Symptome wie Blähungen, Bauchschmerzen oder Müdigkeit haben, kann das ein Hinweis auf eine Glutenunverträglichkeit sein. Sie wird auch als  Glutenintoleranz oder Nicht-Zöliakie-Glutensensitivität bezeichnet. Eine Glutenunverträglichkeit ist nicht mit Zöliakie oder einer Glutenallergie zu verwechseln, die zu den Nahrungsmittelallergien zählt. In diesem Artikel klären wir die Unterschiede.

Was ist Gluten?

Gluten ist eine Gruppe von Proteinen, die in Getreide vorkommt. Als Klebereiweiß hilft er Lebensmitteln, ihre Form zu behalten. Getreidesorten, die Gluten enthalten, sind:

  • Weizen: Hartweizen, Dinkel, Mehl, Emmer, Graham und andere Formen von Weizen werden als Zutat in Brot, Gebäck, Suppen, Nudeln, Müsli, Soßen und Salatdressings verwendet.
  • Roggen: Es ist sowohl in Roggenbrot und Bier als auch in anderen Getreidesorten enthalten.
  • Gerste: Brot, Suppen und verschiedenen andere Nahrungsmittel enthalten häufig Gerste. Sie wird allerdings hauptsächlich als Tierfutter und als Malzquelle für alkoholische Getränke wie Bier angebaut.
  • Triticale: Die Getreidesorte ist eine Kreuzung aus Weizen und Roggen.

Welche Auswirkungen hat Gluten auf den Körper?

Der Körper verfügt über Enzyme, die uns bei der Verdauung von Nahrung helfen. Das Enzym Protease unterstützt die Verarbeitung von Proteinen, kann Gluten jedoch nicht vollständig abbauen. Unverdautes Gluten gelangt somit in den Dünndarm. Die meisten Menschen können dieses nicht verdaute Gluten ohne Probleme verarbeiten. In einigen Fällen kann es jedoch eine schwere Autoimmunreaktion auslösen, die mit unangenehmen Symptomen einhergeht. Eine Autoimmunreaktion auf die Aufnahme von Gluten führt zu Zöliakie, die den Dünndarm betrifft.

Aber auch Menschen, die nicht von Zöliakie betroffen sind, können sich nach dem Verzehr glutenhaltiger Lebensmittel unwohl fühlen. Symptome wie Blähungen, Durchfall, Kopfschmerzen oder Hautausschlägen können ihnen zu schaffen machen. Neben Gluten ist die Ursauche häufig auch eine Reaktion auf andere schwer verdauliche Kohlenhydrate. Diese sogenannten FODMAPs (die vollständige Abkürzung steht für Fermentierbare Oligosaccharide, Disaccharide, Monosaccharide und Polyole) werden im Darm fermentiert. Menschen mit einem empfindlichen Dünndarm können aufgrund dieses Fermentationsprozesses also Beschwerden verspüren, die nicht durch das Gluten ausgelöst werden.

Was ist Zöliakie?

Zöliakie ist eine Autoimmunerkrankung. Dabei greift das Immunsystem (das körpereigene Abwehrsystem gegen Infektionen) fälschlicherweise gesundes Gewebe an. Im Fall von Zöliakie „verwechselt“ das Immunsystem chemische Strukturen in einigen Geweben mit Substanzen, die in Gluten vorkommen. Da es sie als Bedrohung für den Körper betrachtet, wirkt es fälschlicherweise auf das körpereigene Gewebe ein. Dadurch wird die Oberfläche des Dünndarms geschädigt.

Die Darmschleimhaut ist chronisch entzündet und die Darmzotten können nicht mehr ausreichend Nährstoffe aus dem Essen aufnehmen. Es ist nicht bekannt, was genau das Immunsystem zu dieser Fehlreaktion veranlasst. Eine wichtige Rolle scheinen hierbei jedoch eine Kombination aus Umweltfaktoren und genetischer Veranlagung zu spielen.

Glutenhaltige Lebensmittel können bei Zöliakie typische Symptome auslösen, wie z. B. Durchfall, Magenschmerzen, Völlegefühl und Blähungen, Verdauungsbeschwerden und Verstopfung. Aber auch allgemeine Beschwerden wie Müdigkeit (da der Körper nicht genügend Nährstoffe aus der Nahrung erhält), spontaner Gewichtsverlust, Appetitlosigkeit, Dermatitis herpetiformis, Unfruchtbarkeit, periphere Neuropathie und Ataxie werden mit Zöliakie verbunden. Bei Kindern mit Zöliakie kann es zu Wachstumsverzögerungen und einer verzögerten Pubertät kommen.

Wie finde ich heraus, ob ich Zöliakie habe?

Um diese Krankheit zu diagnostizieren, zu überwachen und früh zu erkennen, können Tests durchgeführt werden. Es gibt verschiedene Arten von Tests, mit denen Anzeichen einer Autoimmunreaktion auf Gluten erkannt werden können.

Bei der Früherkennung geht es darum, zunächst Personen mit unspezifischen Magen-Darm-Beschwerden oder ohne Symptome auszusortieren. Es handelt sich zwar nicht um ein Routineverfahren, dennoch können Ärzte einen Zöliakie-Test empfehlen, wenn die Krankheit bei jemandem in der Familie aufgetreten ist oder sie andere Risikofaktoren aufweisen, die eine Erkrankung wahrscheinlicher machen.

Tests zur Diagnose und für die Prädispositionen von Zöliakie

Gewebstransglutaminase (tTG) wurde als das wichtigste Autoantigen bei Zöliakie identifiziert. Der empfindlichste Test für Zöliakie misst die Anti-Gewebstransglutaminase-IgA-Antikörper. In Fällen, in denen die Erkrankung mit einem IgA-Mangel einhergeht, ist der Test aber nicht mehr aussagekräftig, sodass IgG-Antikörper bestimmt werden müssen.

Andere Tests bestimmen die Wahrscheinlichkeit, dass eine Person an Zöliakie leidet, oder bestätigen Komplikationen, die durch Zöliakie verursacht werden können. Ein genetischer Test auf Prädispositionen für Zöliakie ist in folgenden Fällen hilfreich:

  • Wenn Sie Symptome haben und Ihre Werten von Anti-tTG-Antikörpern zweideutig oder mit einem nicht eindeutigen Ergebnis bei der Biopsie der Darmschleimhaut ausfallen.
  • Wenn Sie früher Beschwerden hatten, aber nach der Einführung einer glutenfreien Diät asymptomatisch wurden und den Glutenbelastungstest nicht durchführen möchten.
  • Wenn Sie Symptome haben und nicht auf eine glutenfreie Ernährung ansprechen.
  • Wenn Sie Beschwerden haben und Ihre Differentialdiagnose denjenigen einer Zöliakie ähnelt.
  • Wenn Sie Verwandte ersten und zweiten Grades haben, die von Zöliakie betroffen sind.
  • Untersuchung von Patienten aus den oben genannten Risikogruppen.

Während der Überwachung werden die Veränderungen des Zustands eines Patienten beobachtet. Bei Zöliakie wird dies in der Regel durchgeführt, um festzustellen, ob die Behandlung und die Diät wirksam sind. Auch die Auswirkungen der schlechten Aufnahme von Nährstoffen im Dünndarm werden beurteilt. Dabei werden diese Werte untersucht:

  • Anti-Endomysium-IgA-Antikörper: Ihre Werte korrelieren in der Regel mit dem Schweregrad der Erkrankung. Mit der Einführung der glutenfreien Diät nehmen sie ab und erreichen nach etwa 9 Monaten der glutenfreien Ernährung sehr niedrige oder sogar negative Werte.
  • Antikörper gegen Endomysium IgG: Menschen mit Zöliakie, die mit einem selektiven IgA-Mangel einhergeht, weisen deutlich erhöhte Werte auf. Mithilfe dieser Antikörper kann Zöliakie diagnostiziert sowie die glutenfreie Diät überwacht werden.
  • Deamidierten Gliadin-IgG-Antikörpern und deamidierten Gliadin-IgA: Ihre Bestimmung ist nützlich für die Beurteilung von Patienten mit Verdacht auf Zöliakie und um festzustellen, ob sie auf die Behandlung mit einer strikt glutenfreien Diät ansprechen.

Wie äußert sich eine Glutenunverträglichkeit?

Eine Glutenunverträglichkeit  ist eine Störung, bei der der Körper unangemessen auf den Verzehr von Gluten reagiert. In gewisser Weise ähnelt die Glutenintoleranz der Zöliakie. Eine Glutenunverträglichkeit kann nach dem Essen glutenhaltiger Lebensmittel Störungen im Verdauungssystem verursachen, führt jedoch nicht zu dauerhaften Schäden am Dünndarm oder anderen Organen. Der Unterschied zwischen Glutenunverträglichkeit und Zöliakie besteht darin, dass Menschen mit Zöliakie nach dem Verzehr glutenhaltiger Lebensmittel Störungen im Dünndarm entwickeln können. Zur Bestätigung der Diagnose einer Glutenunverträglichkeit ist nach wie vor eine strikte Diät erforderlich, bei der Lebensmittel, die Gluten enthalten, vermieden werden. Sie verursacht keine dauerhaften Schäden am Körper.

Häufige Symptome einer Glutenunverträglichkeit sind: Blähungen und Magenschmerzen, Durchfall, Verstopfung oder Erbrechen, Müdigkeit, Knochen- oder Gelenkschmerzen, Kopfschmerzen, Taubheitsgefühl, Depressionen oder juckende Haut. Viele dieser Beschwerden ähneln den Symptomen der Zöliakie. Der Hauptunterschied zwischen den beiden Erkrankungen ist, dass die Entzündung der Dünndarms bei bei Zöliakie das Organ dauerhaft schädigen und zu Anämie und Wachstumsstörungen führen kann.

Was ist eine Glutenallergie?

Allergien treten auf, wenn das Immunsystem auf eine fremde Substanz überreagiert. Diese können Pollen, Bienengift, Tierhaare oder Lebensmittel sein, die bei den meisten Menschen  keine Reaktion des Immunsystems auslöst.

Der Schweregrad von Allergien variiert von Person zu Person, von leichten Reizungen bis hin zu Anaphylaxie. Obwohl die meisten Allergien nicht geheilt werden können, ist eine Behandlung hilfreich, um bestimmte Symptome zu lindern. Allergische Symptome können je nach Substanz die Atemwege, die Nasennebenhöhlen und Nasenwege, die Haut und das Verdauungssystem betreffen.

Bei einer Allergie auf Gluten zeigt der Körper eine allergische Reaktion auf das Gluten in Weizen oder Weizenbestandteile, weshalb oft auch von einer Weizenallergie gesprochen wird. Somit betrifft die Glutenallergie alle Lebensmittel, die Weizen enthalten. Dabei treten allergische Reaktionen nicht nur nach dem Verzehr von Weizen auf, sondern können in einigen Fällen auch durch das Einatmen von Weizenmehl verursacht werden.

Weizenallergie und Symptome

Betroffene können eine Allergie gegen eine der vier Klassen von Weizenproteinen entwickeln: Albumin, Globulin Gliadin und Gluten. Wenn eine Weizenallergie bestätigt wird, kann es sein, dass Sie auch allergisch auf Gerste, Avena sativa und Roggen reagieren. Reagieren Sie jedoch auf keine anderen Getreidesorten als Weizen allergisch, ist die empfohlene weizenfreie Ernährung weniger einschränkend als eine glutenfreie Ernährung.

Ein Kind oder Erwachsener mit einer Weizenallergie entwickelt innerhalb von Minuten oder Stunden nach dem Verzehr von weizenhaltigen Lebensmitteln Symptome. Zu den Anzeichen und Beschwerden gehören:

  • Schwellungen im Gesicht
  • Juckreiz oder Reizungen im Mund- oder Rachenraum
  • Nesselsucht
  • juckender Hautausschlag
  • Schwellungen der Haut
  • verstopfte Nase
  • Kopfschmerzen
  • Atembeschwerden
  • Krämpfe
  • Übelkeit oder Erbrechen
  • Durchfall
  • in schweren Fällen sogar Anaphylaxie

Wie kann ich mich auf eine Glutenallergie testen?

Eine erste Allergieauswertung kann ein Glutenallergietest liefern. Um eine vollständige Diagnose zu erhalten, können Sie einen Arzt oder eine Allerlologin aufsuchen. Mithilfe einer körperliche Untersuchung, einer detaillierte Anamnese und einer Reihe von Tests helfen sie Ihnen, eine Allergie zu bestätigen. Hierfür können folgende Tests nötig sein:

  • Hauttests oder Pricktests: Ärzte tragen hierbei flüssigen Lösung, die extrahierte Weizenproteine beinhaltet, auf die Haut auf und nutzen eine Lanzette, um oberflächlich in die Haut zu stechen. Tauchen Reaktionen wie Quaddeln und Rötungen auf, ist das ein Hinweis auf eine Allergie.
  • Serologische Tests: Wenn Hauttests nicht möglich sind, etwa weil eine Hauterkrankung oder mögliche Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten dies verhindern, kann die Ärztin Labortests anordnen. Hier wird nach spezifischen Antikörpern gesucht, die Reaktionen auf häufige Allergene wie Weizenproteine anzeigen.
  • Ernährungstagebuch: Indem eine betroffene Person täglich aufschreibt, was sie gegessen hat sowie ob und wann Beschwerden aufgetreten sind, kann eine Ärztin oder ein Allerlologe einen Zusammenhang zwischen Lebensmitteln und möglichen allergischen Reaktionen erkennen.
  • Eliminationsdiät: Dabei werden die Lebensmittel aus dem Speiseplan genommen, die möglicherweise allergische Reaktionen hervorrufen. Bei Verdacht auf eine Gluten-Allergie müssen die Betroffenen u.a. auf glutenhaltiges Brot, Nudeln, Hafer, aber auch verarbeitete Wurst- und Fleischwaren und einige Käsesorten verzichten.
  • Provokationstest: Dieser Test erfolgt oft im Anschluss an eine Eliminationsdiät. Hierbei nimmt die betroffene Person ein Präparat mit Glutenextrakten ein, um die Reaktion des Körpers zu beobachten und die Diagnose zu bestätigen.

Fazit: Ähnliche Symptome, unterschiedliche Ursachen

Gluten kann bei verschiedenen Menschen unterschiedliche Reaktionen im Körper hervorrufen. Zöliakie ist eine ernste Autoimmunerkrankung, bei der das Immunsystem beim Verzehr von Gluten den Dünndarm angreift und zu dauerhaften Schäden führen kann. Bei Zöliakie bleibt oft nur die Möglichkeit, auf Gluten zu verzichten. Eine Glutenunverträglichkeit hingegen verursacht Verdauungsbeschwerden, die den Dünndarm nicht schädigen. Eine Weizenallergie ist eine allergische Reaktion des Immunsystems auf verschiedene Proteine im Weizen, einschließlich Gluten, und kann sich in Symptomen wie Schwellungen, Hautausschlägen oder Atemproblemen äußern.

Wenn Sie unsicher sind, ob Sie auf Gluten empfindlich reagieren, kann ein Allergietest helfen, Klarheit zu schaffen. Unser Lebensmittelallergietest oder Allergietest auf Gluten hilft Ihnen, Ihre Gesundheit besser zu verstehen und mögliche Beschwerden zu lindern.

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